Was Macht Heroin?

Was Macht Heroin
Wirkung von Heroin – Wie bei vielen Suchtmitteln hängt die Wirkung von Dosis, Art und Dauer der Einnahme sowie individuellen Voraussetzungen der/des Einzelnen ab. Ein Konsum von Heroin wirkt beruhigend, betäubend, schmerzlindern und euphorisierend – sodass Gleichgültigkeit und gehobene Stimmungslage wahrgenommen werden.

Was merkt man bei Heroin?

Konsumformen – DHS Heroin wird als Pulver gehandelt, dessen Farbe von weiß bis hin zu dunkelbraun variieren kann. In Nordamerika ist es schwarz („black tar”) und fest. In der Szene nennt man es meist „H” (englisch wie der Buchstabe H ausgesprochen: „Äitsch”).

  • Die häufigste Konsumform ist das Spritzen.
  • Dazu wird Heroin entweder pur oder zusammen mit Zitronensäure in etwas Wasser aufgekocht, gefiltert und dann in eine Vene injiziert.
  • Vielfach wird das Pulver wie Kokain durch die Nase aufgezogen („gesnieft”) oder, auf Aluminiumfolie erhitzt, inhaliert.
  • Eher selten sind das Spritzen unter die Haut oder in den Muskel oder die Gabe als Einlauf in den After.

: Konsumformen – DHS

Was macht Heroin mit dir?

Wie wirkt Heroin? Heroin dockt an den Opiatrezeptoren im zentralen Nervensystem an, die normalerweise von den Endorphinen – das sind körpereigene Opioide – besetzt werden. Opiatrezeptoren wurden an vielen Stellen des Gehirns gefunden. Eine Aktivierung dieser Rezeptoren mindert in erster Linie das Schmerzempfinden.

  • Heroin gilt als eines der wirksamsten Schmerzmittel.
  • Ein hohe Dichte an Opiatrezeptoren wurde auch im Limbischen System gefunden, dem Hirnareal, das für unsere Gefühle zuständig ist.
  • Dieser Wirkort ist vermutlich auch für die Abhängigkeitsentwicklung verantwortlich.
  • Heroin bewirkt gleichzeitig entspannende und euphorisierende Gefühle.

Es dämpft die geistige Aktivität und beseitigt unangenehme Empfindungen wie Angst, Unlust und Gefühle der Leere. Probleme und Konflikte werden ausgeblendet. Die Konsumenten fühlen sich vollkommen glücklich und zufrieden. Wird Heroin gespritzt, so tritt es besonders schnell über das Blut in das Gehirn ein.

Wie verhalten sich Menschen auf Heroin?

Heroin – zwischen Euphorie und Gleichgültigkeit | Die Techniker Heroin ist ein halb-synthetisches Opioid, das durch ein chemisches Verfahren aus dem Schlafmohnsaft Opium gewonnen wird. Opioide sind morphinartig wirkende Substanzen. Im Gehirn binden sie sich an spezifische Rezeptoren, die Schmerzsignale weiterleiten.

Indem sie an die Rezeptoren andocken, verhindern sie, dass Schmerzbotschaften weitergeleitet werden. In der Folge wird der Schmerz gelindert und ein Gefühl der Entspannung und des Wohlbefindens entsteht. Ist der Körper erst einmal an die Substanz gewöhnt, greifen Konsumierende fast automatisch zu Heroin und haben Probleme, ihr Verhalten bewusst zu steuern.

Sie sind, Auf dem Schwarzmarkt wird Heroin als weißes bis tiefbraunes Pulver gehandelt, das häufig mit Koffein und Paracetamol gestreckt wird. Meist wird es gespritzt, kann aber auch geraucht oder geschnupft werden. Der Rausch kann zwei bis fünf Stunden anhalten.

Seit 4.000 v. Chr. ist Opium als Rausch- und Heilmittel bekannt. Auch in der traditionellen chinesischen Medizin wurde es als Schmerzmittel verwendet. Anfang des 19. Jahrhunderts wurde Morphin, ein Hauptbestandteil von Opium, entdeckt und als Schmerzmittel genutzt. Viele, die es einnehmen, werden süchtig.1898 wurde Heroin als Hustenmittel und als Therapie bei Morphinabhängigkeit eingesetzt.

Obwohl es noch schneller abhängig macht als Morphin, wurde dieses Medikament noch bis 1958 verkauft. Seit 1971 ist Heroin verboten. Heroin entspannt und euphorisiert gleichzeitig. Angst, Schmerzen oder Konflikte werden ausgeblendet und die geistige Aktivität gedämpft.

Der wohlige Zustand hält allerdings nur wenige Minuten an. Danach werden Konsumierende für Stunden häufig müde, verwirrt und desorientiert. Im Körper verlangsamt Heroin die Herz- und Atemfrequenz. Verengte Pupillen, Übelkeit, Juckreiz und Verstopfung können weitere Auswirkungen sein. Menschen, die Heroin konsumieren, sind oft durch eine psychische Störung vorbelastet und benutzen den Rausch als Erlösung.

Familiäre Einflüsse, psychische Stabilität und das Umfeld spielen beim eine große Rolle.

Jede dritte oder vierte Person, die Heroin konsumiert, wird abhängig. In Deutschland sind knapp 160.000 Menschen opioidabhängig. Drei von vier Abhängigen sind männlich.Eine an braucht 0,3 bis 3 Gramm Heroin am Tag. Für einen nicht abhängigen Menschen wäre diese Menge tödlich.2020 starben 1.581 Menschen in Verbindung mit Drogenkonsum.572 davon durch Opioide wie Heroin.

Die medizinischen Informationen der Techniker sind von renommierten Organisationen für Qualität, Neutralität und Transparenz zertifiziert.

Das Bild ist noch nicht vollständig geladen. Falls Sie dieses Bild drucken möchten, brechen Sie den Prozess ab und warten Sie, bis das Bild komplett geladen ist. Starten Sie dann den Druckprozess erneut. Bundesamt für Gesundheit (BAG) – SafeZone.ch. Online-Beratung zu Suchtfragen: Heroin.

  1. Informationen zur Substanz, Wirkungen und Nebenwirkungen.
  2. URL: https://www.safezone.ch/de/suechte-und-substanzen/heroin (abgerufen am: 13.10.2021).
  3. Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) – Drugcom.de: Drogenlexikon. Heroin.
  4. URL: https://www.drugcom.de/drogenlexikon/buchstabe-h/heroin/ (abgerufen am: 13.10.2021).Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) – Drugcom.de: Drogenlexikon.

Opiate. URL: https://www.drugcom.de/drogenlexikon/buchstabe-o/opiate/ (abgerufen am: 13.10.2021).Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) – Drugcom.de: Wie Drogen unser Belohnungssystem “kidnappen”, November 2019. URL: https://www.drugcom.de/newsuebersicht/topthemen/wie-drogen-unser-belohnungssystem-kidnappen/ (abgerufen am: 14.10.2021).Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen e.V.

DHS): Heroin. Was es ist. Was es gefährlich macht. Wie eine Sucht entsteht. In: Die Sucht und ihre Stoffe. Eine Informationsreihe über die gebräuchlichsten Drogen und Suchtsubstanzen. URL: https://www.dhs.de/fileadmin/user_upload/pdf/Broschueren/Sucht-und-ihre-Stoffe_HEROIN.pdf (abgerufen am: 13.10.2021).

Deutsches Ärzteblatt: Zahl der Drogentoten erneut gestiegen, 15.03.2021. URL: https://www.aerzteblatt.de/treffer?mode=s&wo=1041&typ=1&nid=122397&s=heroin (abgerufen am: 13.10.2021). Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung: Nationaler Drogentotengedenktag am 21.

Was sind die Gefahren von Heroin?

Risiken – DHS Der Konsum von Heroin birgt enorme Risiken. Neben der rasch eintretenden Abhängigkeit mit allen Begleiterscheinungen wie großen Gesundheitsproblemen, sozialem Abstieg, Kriminalität und Verelendung besteht eigentlich immer die Gefahr einer Überdosierung.

Auch zu schnelle Nachdosierung kann den Körper an seine Grenzen bringen. Eine Überdosierung kann zum Tod führen. Auch bei bestehender Herointoleranz und langjähriger Abhängigkeit ist der Grat zur tödlichen Überdosis extrem schmal. Streckmittel im Heroin und das wiederholte Spritzen sorgen für eine Verödung und Vernarbung der Venen.

Wird neben die Vene gespritzt, ist dies nicht nur extrem schmerzhaft, sondern kann auch zu Abszessen führen. Manche Verunreinigungen können das Abwehrsystem des Körpers überfordern. Dann kommt es zum gefürchteten „Shake” – einer Abwehrreaktion in Form von Übelkeit, Erbrechen, Schüttelfrost, Fieber, Juckreiz, Krampfanfällen, Bewusstlosigkeit bis hin zum Schock.

  1. Außerdem besteht die Gefahr, sich durch unsaubere bzw.
  2. Benutzte Spritzen und Kanülen oder durch benutzte Filter oder unreines Wasser mit HIV oder Hepatitis anzustecken.
  3. Vereinzelt wird auch von anderen Krankheiten berichtet, die durch geteiltes Spritzbesteck übertragen werden.
  4. Zusätzlich birgt das Sniefen des Heroins durch scharfkantige Röhrchen die Gefahr, sich an der Naseninnenseite zu verletzen.
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Bei Mischkonsum, z.B. mit Benzodiazepinen, kann es zu Arm-, Bein- oder gar Schädelbrüchen kommen, wenn Konsumenten im Rausch von Krämpfen überwältigt werden, unkontrolliert zucken, um sich schlagen oder stürzen. Bei dauerhaftem Gebrauch (vor allem bei Heroin schlechter Qualität) sind körperliche, psychische und soziale Folgeschäden verschiedenster Art beinahe unausweichlich.

Wie fühlt es sich an wenn man Heroin nimmt?

Wie fühlt man sich, wenn man sich gerade Heroin gespritzt hat? – Wenn es gerade drin ist, dann überkommt dich ein warmes, prickelndes Gefühl. Das ist die Welle der absoluten Euphorie. Ich fühlte mich extrem gut. Nichts auf der Welt hätte dieses Gefühl stören können. Mit Heroin in dir kannst du innerhalb von zehn Sekunden alle positiven Gefühle durchleben.

Wie fühlt sich der goldene Schuss an?

Kurzer Kick und “Goldener Schuss” – Heroin wurde im 19. Jahrhundert als Medikament entwickelt, erst Mitte des 20. Jahrhunderts verboten und begann dann seine Karriere als Droge – immer wieder genutzt von Musikern und Stars. Der Stoff dockt im Hirn an die Rezeptoren, die eigentlich den körpereigenen Endorphinen vorbehalten sind.

Er mindert damit das Schmerzempfinden und wirkt euphorisierend. Es beginnt mit einem kurzen, intensiven “Kick”, der in ein länger andauerndes Gefühl gänzlicher Zufriedenheit übergeht. Die geistige Aktivität ist gedämpft, vor allem negative Empfindungen, Sorgen und Ängste werden unterdrückt. Bei zu hoher Dosierung allerdings kann die Atemsteuerung im Hirnstamm zum Erliegen kommen – der “Goldene Schuss” führt dann zum Tod durch Ersticken.

Janis Joplin erwischte er am 4. Oktober 1970, Jim Morrison am 3. Juli 1971 und Kurt Cobain am 5. April 1994. Doch die Geschichte des Heroins reicht um einiges weiter zurück.1874 wurde der Stoff erstmals hergestellt. Er wurde als Schmerz- und Hustenmittel auf den Markt gebracht und zudem als Alternative und Entzugsdroge zum Opium angepriesen.

Warum haben Junkies keine Zähne?

Stärkere Mundtrockenheit, mehr Softdrinks, weniger Zahnpflege – Ein Grund könnte chronische Mundtrockenheit sein. Den Ergebnissen zufolge leiden Crystal-Konsumierende wesentlich häufiger unter Mundtrockenheit als altersgleiche Personen der übrigen Bevölkerung.

Die verstärkte Mundtrockenheit geht vermutlich auf die gefäßverengende Wirkung der stimulierenden Droge Crystal zurück. Die Durchblutung der Speicheldrüsen wird vermindert und in der Folge geht der Speichelfluss zurück. Den Zähnen fehlt dadurch der Schutz vor säureproduzierenden Bakterien. Nach Angaben des Forschungsteams dürfte ein weiteres Ergebnis von noch stärkerer Bedeutung sein: Die befragten Crystal-Konsumierenden trinken vergleichsweise viel zuckerhaltige Limonaden.

Im Schnitt waren es 3,5 Gläser pro Tag, wohingegen die Kontrollgruppe nur auf 0,3 Gläser pro Tag kommt. Denkbar sei, dass Konsumierende wegen der Mundtrockenheit verstärkt zu Softdrinks greifen. Hinzu kommt, dass es ein Teil der Crystal-Konsumierenden offenbar nicht so genau nimmt mit der Zahnhygiene, sprich: Sie putzen sich seltener die Zähne und gehen seltener zum Zahnarzt.

Wie sterben Heroinsüchtige?

Wie kann man Heroinsucht verhindern? – Es gibt verschiedene wirkungsvolle Massnahmen, um einer Sucht vorzubeugen (Suchtprävention). Sie setzen auf zwei Ebenen an. Bei den gesellschaftlichen Verhältnissen und beim persönlichen Verhalten. Heroin wird von Fachleuten als die gefährlichste Substanz überhaupt angesehen).

Das Risiko, daran zu sterben, ist sehr hoch im Vergleich zu anderen Substanzen. Todesursache ist meist eine Überdosierung. Heroin macht schnell und sehr stark abhängig. Die Abhängigkeit betrifft die Psyche und den Körper. Bei regelmässigem Gebrauch bildet der Körper relativ rasch eine Toleranz, so dass immer mehr Heroin benötigt wird.

Oft wird das 10- bis 30-Fache der anfänglichen Dosis eingenommen. Insbesondere für neu Konsumierende (oder nach längerer Abstinenz) liegt die tödliche Dosis der reinen Substanz bei lediglich 60mg.

Was passiert wenn Junkies alt werden?

Junkies leben gefährlich. Dabei ist Heroin in seiner reinen Form eine Droge, mit der man durchaus alt werden kann, weil der Körper durch sie nicht so angegriffen wird wie es zum Beispiel bei langjährigem Alkoholismus der Fall ist. Dass so viele Heroinabhängige in der Vergangenheit jung gestorben sind, lag vielmehr an den Begleitumständen, an Überdosen, der Ansteckung mit HIV durch infizierte Spritzen und weiteren Risiken des illegalen Konsums,

  1. Durch bessere Substitutionsangebote und Medikamente gegen HIV hat sich die Lebenserwartung von Heroinabhängigen mittlerweile deutlich erhöht,
  2. Junkies der ersten Generation, die wie Christiane F.
  3. In den späten Siebzigern angefangen und überlebt haben, sind heute zwischen 50 und 60 Jahre alt, manche sogar über 70,

Heroin hat sich zu einem Problem der älteren Generation entwickelt, doch genaue Studien gibt es zu diesem Phänomen bisher nicht, Offensichtlich ist allerdings, dass ältere Menschen mit jahre- oder jahrzehntelanger Heroinabhängigkeit einen besonderen Betreuungsbedarf haben.

Im Gegensatz zu Nicht-Abhängigen altern sie schneller und sind körperlich nur wenig belastbar. Dazu kommen soziale Verelendung und schwere psychische Erkrankungen, die sie frühzeitig arbeitsunfähig machen. Trotzdem würde wohl niemand auf die Idee kommen, alternde Junkies in einem normalen Alten-und Pflegeheim unterzubringen.

Wohin sollen sie also gehen? Um mehr über diese Problematik zu erfahren, treffe ich mich als Erstes in Berlin mit Robert Kliem von der ZIK (Zuhause im Kiez), einem sozialen Projekt, das Menschen mit HIV und Hepatitis C bei der Wohnungssuche unterstützt und selbst betreutes Wohnen für Betroffene anbietet.60 Prozent der Bewohner von ZIK sind Drogengebraucher, die meisten von ihnen werden substituiert.

  • Die Einrichtung arbeitet akzeptierend, das heißt, niemand fliegt raus, wenn er mal einen Rückfall hat, solange er die anderen nicht gefährdet.
  • Deswegen gibt es hier auch weniger Abbrecher als bei Projekten, die eine Null-Toleranz-Politik verfolgen.
  • Auch Kliem sieht Heroinabhängigkeit inzwischen als ein Problem der älteren Generation an, während die Jungen eher zur Polytoxikomanie neigen und alles konsumieren, was sie kriegen können.

Außerdem ist Crystal Meth bei den Jüngeren ein sehr viel größeres Problem als Heroin, glaubt Kliem. „Crystal Meth ist eine so persönlichkeitsverändernde Droge, da nehme ich lieber zehn Junkies auf. Junkies wollen sich wegdrücken, aussteigen, vergessen, während Crystal die Droge der Leistungsträger ist.

  1. Da gibt es einen ganz großen Unterschied, was die Gruppe der Konsumenten angeht.” Heroin ist und bleibt die klassische Underdog-Droge,
  2. Liems Erfahrung zufolge kommen die meisten Junkies aus einem prekären sozialen Umfeld und zerrütteten Familienverhältnissen, wo oft auch die Eltern bereits abhängig waren.

Viele von ihnen sollen sexuellen Missbrauch erfahren haben und dadurch traumatisiert sein. Eigentlich ist die ZIK eine Eingliederungshilfe, die Menschen mit chronischen Krankheiten und Suchtproblemen in irgendeiner Weise in die Gesellschaft reintegrieren soll.

  • Bei den meisten Abhängigen ist das allerdings ab einem bestimmten Alter nicht mehr möglich, deshalb plant die ZIK ein Wohnprojekt, in dem ältere Abhängige wohnen und auch bleiben können—„wenn es sein muss, bis zum bitteren Ende”.
  • In Deutschland gibt es so ein Altenheim für Drogenabhängige bisher nur in der Nähe von Unna in Nordrhein-Westfalen.
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Ähnliche Projekte existieren in Wien und Amsterdam. Der Grund, warum solche Einrichtungen dringend nötig sind, liegt auf der Hand: Normale Altenheime wären mit der Betreuung von Suchtkranken, die vielleicht sogar noch aktiv konsumieren, schlicht überfordert, und auch das Zusammenleben mit den anderen Heimbewohnern könnte sich ziemlich problematisch gestalten.

Kliem erinnert sich an die Zeit, in der HIV-Patienten noch eine sehr geringe Lebenserwartung hatten und teilweise zur Pflege in Altenheimen untergebracht wurden: „Ich kenne keinen AIDS-Kranken, der nicht mal kifft, weil es positive Wirkungen hat, den Schmerz lindert und den Appetit fördert, da sind ausgerastet, damit konnten die nicht umgehen, auch die ambulanten Pflegedienste nicht.

Wir hatten da zum Beispiel eine noch junge Frau, die dann sehr schnell gestorben ist, die war sehr krank und hing am Tropf. Es war klar, dass sie nur noch zwei Wochen zu leben hat, da hat sie den Pfleger gebeten, ihr ein bisschen Koks in den Tropf zu tun­—Aufstand! Einem Alkoholiker hingegen hätte man bestimmt nicht das letzte Bierchen verwehrt, aber da macht man dann den Unterschied zwischen legaler und illegaler Sucht, Illustrationen: Sarah Schmitt Kliem glaubt, dass gerade ältere Abhängige nicht weiter kriminalisiert werden sollten und setzt sich für eine Ausweitung der Reinstoff-Vergabe ein. In Berlin gibt es bisher eine solche Diamorphin-Praxis, in der sich Abhängige morgens und abends unter ärztlicher Aufsicht pharmazeutisch erzeugtes Heroin injizieren können.

Die Patienten sind alle Langzeit-Junkies, die keine Aussicht darauf haben, jemals wieder wirklich clean zu werden. In der Therapie machen sie gute Fortschritte. „Vielen der Patienten geht es richtig gut”, erzählt Kliem, „aber die Warteliste ist sehr lang, deshalb müsste das in viel größerem Stile gemacht werden.

Da würde man den ganzen illegalen Sumpf austrocknen und hätte plötzlich ganz viele Probleme nicht mehr.” Die Reinstoff-Vergabe kostet 60 Euro am Tag und ist damit weniger als halb so teuer wie ein Tag im Gefängnis, Kliem schätzt, dass die Hälfte der Häftlinge in der JVA Tegel wegen Beschaffungskriminalität einsitzt.

Eine Ausweitung des Diamorphin-Programms würde den Staat also auf Dauer eine ganze Menge Geld sparen, außerdem würde es gerade älteren Menschen einen würdigeren Umgang mit ihrer Sucht ermöglichen. „Wenn so alte, grauhaarige Menschen noch in der Szene rumhampeln müssen, ist das ja ziemlich absurd, das sollte man ihnen ersparen.” Als Nächstes treffe ich mich mit Volker.

Er wohnt in einer Einrichtung von ZIK in Neukölln. Er ist das dritte Mal dort, zwei Mal ist er rausgeflogen, jetzt ist er wieder da und hat im Haus seine eigene Wohnung. Volker ist 46 und wirkt erstaunlich fit. Dass er fast 20 Jahre lang Heroin gespritzt hat, sieht man ihm nicht an—solange man die vernarbten Einstichlöcher an seinem Körper nicht sieht.

Bekannte in seinem Alter hat Volker kaum noch. Die meisten, die mit ihm angefangen haben, sind jung gestorben, an Überdosen oder an HIV. Volker selbst hat HIV und Hepatitis C, er muss jeden Tag Medikamente nehmen. Solange er die Medikamente nimmt, hat er keine Beschwerden, aber sie erinnern ihn jeden Tag daran, dass es ganz schnell mit ihm vorbei sein würde, wenn er sie nicht nähme.

Vor vier Jahren hat Volker aufgehört zu spritzen und wird seitdem mit dem Methadonpräparat Polamidon substituiert. Als clean würde er sich allerdings niemals bezeichnen: Das Junkie-Sein hört nicht auf, nur weil man den Stoff ersetzt, und bei einer langfristigen Methadontherapie geht es am Ende auch nicht darum, dass der Patient clean wird, sondern lediglich darum, die negativen Aspekte der Sucht zu minimieren.

Aufgehört zu spritzen, hat Volker, weil er für seine (ebenfalls drogenabhängige) Frau da sein wollte, als diese krank wurde. „Wenn ihr was passiert, muss ich für sie da sein”, sagt Volker. „Wenn du drauf bist, kannst du das nicht, dann bist du immer nur dem nächsten Schuss hinterher. Ich hab auch Tabletten genommen, Rohypnol, Valium, dazu dann noch Heroin, da hab ich gar nichts mehr auf die Reihe gekriegt.

Dann kam der Stellungsbefehl vom Knast, ich war zwei Jahre im offenen Vollzug, das hat mir ganz gut getan und mir geholfen, mich zu stabilisieren.” Volker hat seine Rückfälle, der letzte ist erst ein paar Wochen her, aber sie werden immer seltener. Er injiziert sich das Heroin auch nicht mehr, sondern zieht es durch die Nase.

Im Alltag kifft Volker regelmäßig und trinkt Bier, wie sieht es mit anderen Drogen bei ihm aus? „Alle paar Monate nehmen ich und meine Frau mal Amphetamine, wenn wir Lust drauf haben—das Polamidon, das tötet einen schon ziemlich ab, es killt die Entzugserscheinungen, aber auch alles andere, gefühlsmäßig passiert da nicht mehr viel, du wirst depressiv, die Amphetamine pushen dich dann mal ein bisschen hoch, und irgendwo sucht man ja doch den Kick.

Aber wenn ich jetzt mal ‘ne Nacht richtig durchfeiere, brauch ich eine ganze Woche, um mich wieder zu erholen, da merkt man auch, dass man nicht mehr so jung ist.” Weil ihn das Polamidon antriebslos und depressiv macht, überlegt Volker, zu Subutex zu wechseln, das im Gegensatz zu Methadon keine so sedierende Wirkung hat und Menschen, die substituiert werden, ihren Alltag aktiver gestalten lässt.

  • Einmal ist Volker an einer Überdosis Polamidon fast gestorben.
  • Als er sich selbst entgiften wollte, nahm er 56 Milliliter­—die normale, vom Arzt verordnete Dosis entspricht 10 Millilitern­—, ging ins Krankenhaus und kippte dort um.
  • Er hatte großes Glück, dass er auf der Intensivstation wieder zu sich kam.

„Wenn es die Substitution nicht gäbe, würde es mich auch nicht mehr geben”, sagt Volker. „Ich hätte nie gedacht, dass ich einmal so alt werden würde, wie ich jetzt bin. Ich dachte, so mit spätestens 40 wäre Schluss, aber meistens verdrängt man solche Gedanken. Volker ist froh, dass es inzwischen Projekte gibt, die sich um Abhängige wie ihn kümmern. „Das holt die Leute von der Straße weg, die müssen nicht klauen gehen oder Raubüberfälle begehen. Die Leute können wieder ein einigermaßen normales Leben führen. Ich hab alles hinter mir gelassen, aber das war ein langer Weg.” Als er noch drauf war, hat Volker mindestens drei Mal am Tag gespritzt.

Nicht mehr, um davon breit zu werden, sondern, um normal funktionieren zu können. Oft hat er für Heroin und Kokain 200 oder 300 Euro am Tag ausgegeben. Durch die Beschaffungskriminalität rutschte er immer weiter ab. „Ich war dauernd im Knast, rein, raus, rein, raus. Das hat mir immer wieder mein Leben kaputt gemacht, ich stand zehn Mal mit meiner Tasche vor dem Knast und stand vor dem Nichts und dann ging’s wieder los.

Du baust dir was auf, dann baust du Scheiße und verlierst wieder alles, Jedes Mal sagst du dir wieder: Lass die Scheiße, bleib sauber. Im Knast bist du ja zwangsläufig sauber, weil du dir das Zeug auf dem Schwarzmarkt einfach nicht leisten kannst, ich hab dann lieber gekifft, das war schon teuer genug.” Immer wieder hat Volker versucht aufzuhören, doch immer wieder fing er auch wieder an.

  • Erst mit Anfang 40 schaffte er es in die Substitution.
  • Wenn man das Positive daran sehen will, zeigt Volkers später Erfolg, dass auch für Langzeit-Junkies nicht alles verloren sein muss, und dass auch ältere Abhängige durchaus noch in der Lage sind, ihr Leben zu ändern.
  • Das sieht auch Robert Kliem von der ZIK so.
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Er glaubt, dass die Erfolgschancen bei den Älteren sogar höher sind als bei den jüngeren, die noch nicht so viele schlimme Erfahrungen gemacht haben und eher noch die angenehmen Seiten der Sucht erleben. „Man denkt, bei den Älteren ist alles zu spät, aber das stimmt nicht.

Man kann immer noch etwas ändern, es gibt ja auch den Spruch, dass man erst so richtig in der Scheiße versinken muss, bis man wirklich den Willen fasst, etwas verändern zu wollen—und soweit sind eben viele Junge einfach noch nicht.” Die ZIK bietet neben dem betreuten Wohnen auch verschiedene Beschäftigungsmöglichkeiten und Gruppenaktivitäten an.

Ein Angebot, das gerade für ältere Abhängige enorm wichtig ist. Die meisten Junkies, die erst spät aufhören zu spritzen, haben nur noch über die Sucht mit anderen Menschen zu tun und verlieren, wenn sie den Stoff aufgeben, gleichzeitig ihr ganzes soziales Umfeld.

  • Nach einem erfolgreichen Entzug stehen sie plötzlich alleine da, auch deswegen werden viele rückfällig.
  • Volker hingegen ist nie einsam gewesen.
  • Er hat weiterhin viele Bekannte, aber er weiß aus seiner langen Erfahrung auch, wie die Szene sich im Laufe seiner aktiven Junk-Karriere verändert hat.
  • Das Geschäft auf der Straße ist härter und anonymer geworden.

Die traditionellen Treffpunkte, wie zum Beispiel der Kotti in Kreuzberg, sind nicht verschwunden, aber das Gemeinschaftsgefühl, das früher oft zwischen den Junkies herrschte und sie mitunter sogar ihren Stoff teilen ließ, existiert so nicht mehr, erzählt er.

Dazu kommt, dass jahre- und jahrzehntelange Heroinsucht natürlich auch an der Psyche der Abhängigen ihre Spuren hinterlässt: „Ich habe jetzt so einen Kreis von zehn Personen, alle müssen morgens ihr Methadon holen, und dann trinkt man auch mal ein Bier zusammen und quatscht ein bisschen. Letztens ist eine Frau gestorben, aber das wird so schnell vergessen.

Früher hätte man gesagt, da stellen wir mal ein Bild hin oder ein Kreuz oder so, heute nicht mehr. Die Leute sind alle so abgestumpft, vielleicht weil inzwischen so viele gestorben sind. Natürlich beschäftigt es einen noch, wenn ein guter Freund oder eine Freundin stirbt, aber man steckt das dann schnell weg.

Das macht natürlich auch das Polamidon. Von denen, die es schaffen, damit aufzuhören, fangen viele dann wieder an, mit Polamidon oder gleich mit Heroin, weil sie auf einmal wieder Gefühle haben und darauf überhaupt nicht mehr klar kommen.” Neben anderen (Ex-)Junkies und seiner Frau hat Volker auch noch Kontakt zu seiner Familie, die ihn akzeptiert, obwohl sie seine Sucht und den Hang zu Drogen im Allgemeinen nicht nachvollziehen kann.

Zwei bis drei Mal die Woche arbeitet Volker in der Orangerie, einem von der ZIK geleiteten Café. Die Arbeit macht ihm Spaß, auch wenn sie körperlich sehr anstrengend für ihn ist. Außerdem fühlt er sich dort wohl, denn mit der Zeit hat er gemerkt, dass er mit Menschen, die selbst nichts mit Drogen zu tun haben, nicht mehr viel anfangen kann.

  • Seinen ursprünglichen Job wird er nicht mehr ausüben können.
  • Er bekommt Grundsicherung, weil er als nicht mehr vermittelbar gilt.
  • Früher war Volker erst Schlosser, dann Zugfahrer bei der BVG.
  • Dann kam Heroin.
  • Erst nur am Wochenende, zum Runterkommen.
  • Aber dann wurde er sehr schnell abhängig und verlor seinen Job.

Volker bereut das noch heute. „Klar bereue ich Heroin. Ich bereue es, wenn ich einen Dealer sehe, ich bereue es, wenn ich einen anderen Junkie sehe, und das nagt an einem. Hätte ich mit der Scheiße nicht angefangen, hätte ich weiter Zug fahren können. Die Arbeit hat mir Spaß gemacht, aber Heroin hat mir alles kaputt gemacht.

  1. Du wirst immer wieder davon eingeholt.
  2. Du kannst nie sagen, es ist endgültig vorbei und du denkst nicht mehr dran, denn irgendwann klopft es wieder bei dir an.
  3. Ich glaube, wären wir früher besser aufgeklärt worden, wären wir ganz anders an die Sache ran gegangen.
  4. Wir waren total blauäugig und haben das unterschätzt und dachten, ab und zu Heroin zu nehmen, ist ja nicht schlimm.” Ich frage ihn, ob er von dem neuen Wohnprojekt gehört hat, in dem Abhängige bleiben und bei Bedarf auch ihren Lebensabend verbringen können.

Volker findet die Idee sehr gut. „Wir werden ja auch alt und wo sollen wir sonst hin? Wir landen immer wieder in irgendwelchen Einrichtungen und betreutem Wohnen, aber das ist immer befristet. Altersheim wäre für mich auf jeden Fall angesagt, aber wenn ich in ein normales Heim gehen würde, dann wäre sofort die Hölle los.