Warum Hat Die Nato Serbien Angegriffen?

Warum Hat Die Nato Serbien Angegriffen
Chronik – Autobahnbrücke bei Ostružnica nach einem alliierten Luftangriff am 1. Juni 1999 Nach den erfolglosen Verhandlungen von Rambouillet, die zur Beendigung des Konfliktes zwischen den serbischen Sicherheitsbehörden und der von der albanischen Bevölkerungsmehrheit im Kosovo unterstützten UÇK geführt wurden, erfolgten die ersten Angriffe der OAF in zwei Wellen zwischen dem 24.

März 19:41 Uhr und dem 25. März 1999 03:30 Uhr mit rund 200 Flugzeugen und ca.50 Lenkwaffen und der Bombardierung zahlreicher Ziele in der gesamten Bundesrepublik Jugoslawien. Fünf MiG-29 der Luftwaffe der Jugoslawischen Streitkräfte ( Vojska Jugoslavije / VJ) flogen überwiegend in Tandems den NATO-Flugzeugen entgegen und wurden von einem starken Aufgebot von Abfangjägern gestellt.

Am 24. März wurden eine MiG-29 durch niederländische F-16AM und zwei durch F-15 der USAF im Luftkampf abgeschossen. Zwei weitere MiG-29 der Luftwaffe ( Ratno vazduhoplovstvo, RV) wurden am 26. März über dem bosnischen Luftraum bei Tuzla abgeschossen; ein Pilot des RV starb dabei.

  • Nachdem keine der verbliebenen MiG-29 im militärischen Sinn operativ einsatzbereit war und die Piloten über schwere technische Mängel der Maschinen klagten, wurden die Flüge bis auf weiteres eingestellt. Die 250.
  • Raketenbrigade der jugoslawischen Flugabwehr ( Protivvazdušna odbrana, PVO) konnte am 27.

März 1999 mit dem Flugabwehrraketensystem S-125 Newa ein US- Tarnkappenflugzeug vom Typ F-117A über Buđanovci im Srem abschießen. Da während der OAF innerhalb des politischen NATO-Bündnisses kein Konsens über die Entsendung von Bodentruppen erreicht werden konnte und die Luftschläge sich als wenig effektiv im Hinblick auf die Operationen der Jugoslawischen Streitkräfte ( Vojska Jugoslavije / VJ) im Kosovo herausstellten, die zur Flucht von mehreren hunderttausend Kosovoalbanern führten, wurden die Luftangriffe auf Ziele der zivilen Infrastruktur ausgeweitet.

  1. Durch die unvorhergesehene Länge des Luftkrieges führte die OAF zum eigentlichen Kosovokrieg, der operativ und strategisch maßgeblich vom SACEUR Wesley Clark und seinem zuständigen Luftwaffenchef Michael C.
  2. Short gegen die militärische Infrastruktur und insbesondere Truppen der VJ im Kosovo unter Oberbefehl von Dragoljub Ojdanić und mit Hilfe der im Kosovo und Albanien operierenden Einheiten der UÇK im Bodenkrieg gegen die jugoslawische Armee koordiniert wurde.

Am 15. April 1999 definierte US-Verteidigungsminister William Cohen gegenüber dem Kontrollausschuss der amerikanischen Streitkräfte das Ziel der alliierten Luftangriffe gegen Jugoslawien wie folgt: „Our military objective is to degrade and damage the military and security structure that President Milosevic has used to depopulate and destroy the Albanian majority in Kosovo.” Die jugoslawische Regierung hatte unterdessen erklärt, dass die stattfindenden Militäreinsätze dem Schutz der serbischen Minderheit im Kosovo vor Übergriffen der UÇK dienten.

Nach einem Monat Pause setzte das RV wieder eine weitere MiG-29 ein. Diese wurde am 4. Mai 1999 über Valjevo abgeschossen. Der Pilot, der Kommandeur des 204. Flugregimentes, starb dabei. Nach dem letzten erfolglosen Einsatz einer MiG-29 vom 4. Mai wurden die verbleibenden Flugzeuge der 127. Jagdfliegerstaffel nicht mehr eingesetzt.

Insgesamt verlor das RV 11 MiG-29, davon 6 bei Luftkämpfen, ein Jäger wurde beschädigt. Alle operativen 10 MiG-29 des RV kamen während des Krieges zum Einsatz. Insgesamt wurden die MiG-29 der 127. Jagdfliegerstaffel neunmal bei Kampfflügen eingesetzt, davon sieben Einzel- und zwei Rotten flüge.

Am 2. Mai 1999 stürzte während der Operation nahe Metlić eine US-amerikanische F-16CG ab. Der Pilot konnte sich mit dem Schleudersitz retten. Am 7. Mai 1999 bombardierte die NATO die chinesische Botschaft in Belgrad, wobei drei chinesische Journalisten starben. Die NATO erklärte, es habe sich um ein Versehen gehandelt.

Laut einem Bericht der britischen Zeitung The Observer erfolgte die Bombardierung absichtlich, weil angeblich jugoslawische bzw. serbische Militärs die Botschaft als Funkstation nutzten. Bei einem Luftangriff auf eine Brücke bei Varvarin über die Morava wurden zehn Zivilisten getötet und 30 verletzt, 17 davon schwer.

Zur Beendigung des Konfliktes führten neben der militärischen Eskalation der Angriffe auf serbische Großstädte die diplomatischen Aktivitäten der Verhandlungstroika vom 2. Juni und 3. Juni 1999 unter Leitung des finnischen Präsidenten Martti Ahtisaari, des US-amerikanischen Unterhändlers Strobe Talbott und des russischen Unterhändlers Wiktor Stepanowitsch Tschernomyrdin,

Mit dem überraschenden Umschwenken Tschernomyrdins zu Gunsten des Ahtisaari-Plans erklärte sich Slobodan Milošević am 3. Juni 1999 zur Erfüllung der Auflagen der NATO bereit. Der militärisch-technischen Vereinbarung zwischen der NATO und der VJ in den Verhandlungen von Kumanovo folgte ab dem 10.

Hat die NATO Serbien angegriffen?

Vor 20 Jahren trieb die rot-grüne Regierung Deutschland in den Kosovokrieg. Ein Präzedenzfall, der die Welt veränderte. „Ich warte auf die Bomben der Nato”, sagte unser Autor am 24. März 1999 Illustration: Katja Gendikova Der 24. März 1999 war in Belgrad sonnig und warm. Ich saß am Nachmittag in einem Café mit Blick auf die Donau. Ein Freund rief mich auf meinem Handy an, teilte mir mit, dass er mit Zigaretten, Wasser und Sprit vorgesorgt habe, und fragte mich, was ich denn so tue.

  1. Ich warte auf die Bomben der Nato”, antwortete ich und legte auf.
  2. Ich musste grinsen, so surreal klang das.
  3. Wir wussten, dass es in wenigen Stunden losgehen würde – der Krieg gegen die Nato.
  4. Besser gesagt, der Nato gegen Serbien.
  5. Ich befand mich in einem Zustand erwartungsvoller Ungläubigkeit.
  6. Wie soll das aussehen, wenn die Nato, wenn wieder einmal Deutschland, Serbien bombardiert? Wenn Briten, Franzosen, Italiener, Amerikaner, die Deutschen mich bombardieren? Irgendwie nahm ich das persönlich.

Und nicht nur ich. Am Abend hörte ich zum ersten Mal das Heulen des Fliegeralarms. Heute vermischen sich in meiner Erinnerung die Geräusche des Luftkrieges: Das tiefe Brummen unsichtbarer Bomber, das Zischen der Marschflugkörper, die ihr Ziel suchen, das Knattern der serbischen Flak, die dumpfen oder grellen Explosionen, die darauf folgten.

  1. Und die nächtliche Bildkulisse: helle Spuren der serbischen Flugabwehrraketen auf schwarzem Himmel, orange-rötliche Flammen nach dem Einschlag der Bomben.
  2. Wir lernten Begriffe wie: „Grafitbomben”, „Lenkwaffen”, „Tarnkappenflugzeuge”, „Uranmunition”, „Streubomben”.
  3. Als ob wir auf einem Testgelände für die Präsentation des Nato-Waffenarsenals gewesen wären,

Und „Kollateralschaden”. Das war mein Lieblingsbegriff. Er wurde verwendet, wenn die Nato eine Kolonne albanischer Flüchtlinge im Kosovo, einen zivilen Zug, den Bauernmarkt in Niš, die neurologische Klinik oder die chinesische Botschaft in Belgrad getroffen hatte.

Warum war Krieg in Serbien?

Streit um Reisepässe und Autokennzeichen – Vorangegangen war ein Streit um Einreisedokumente im Sommer 2022. Die kosovarische Regierung unter Albin Kurti hatte angekündigt, bei der Einreise in den Kosovo keine serbischen Personalausweise mehr zu akzeptieren – eine Regelung, die vor allem die serbische Bevölkerungsgruppe im Norden des Kosovo betraf.

Die Regeln beim Grenzübertritt waren laut Kurti eine sogenannte Reziprozitätsmaßnahme dafür, dass Serbien seinerseits kosovarische Dokumente nicht anerkannte. Der Streit konnte unter Vermittlung des EU-Außenbeauftragten Josep Borrell am 27. August 2022 mit einem Kompromiss beigelegt werden: Der serbische Präsident Aleksandar Vučić stimmte zu, die provisorischen Dokumente für die Ein- und Ausreise von Menschen mit kosovarischem Pass abzuschaffen.

Kurti sagte seinerseits zu, keine solchen Auflagen für Menschen mit serbischem Pass einzuführen. Ungeklärt blieb zunächst der Streit um serbische Autokennzeichen im Kosovo. Für Menschen mit kosovarischen Nummernschildern galt schon seit mehreren Jahren, dass sie bei der Einreise nach Serbien vorübergehend ein serbisches Kennzeichen verwenden mussten.

Auch der Kosovo kündigte eine solche Regelung für Menschen mit serbischem Pass an, verschob den Beginn dieser Maßnahme aber wiederholt nach hinten. Ende Oktober 2022 verloren serbische Autokennzeichen formell ihre Gültigkeit. Vor allem im serbisch geprägten Nord-Kosovo kam es zu Protesten. Auch hier vermittelte die EU am 24.

November einen Kompromiss: Neuzulassungen erfolgen nur noch mit kosovarischen Kennzeichen, die alten serbischen Kennzeichen behalten jedoch ihre Gültigkeit.

Wie lange wurde Serbien von der NATO bombardiert?

Der ungesühnte Chemiekrieg gegen Serbien: Wer verurteilt endlich die Nato? Achtundsiebzig Tage lang bombardierte die Nato 1999 ohne Uno-Mandat serbische Krankenhäuser, Schulen, Wasserwerke und Chemiebetriebe. Dieser erste Angriffskrieg mit deutscher Beteiligung seit 1945 führte zu einer ökologischen und humanen Katastrophe.

Doch Kirchen, Umweltverbände und Bündnis 90/Die Grünen schweigen bis heute. Am 24. März 1999 begann die Nato ihren Luftkrieg gegen Serbien. Ausgerechnet der grüne Außenminister Joschka Fischer heizte mit seinem Kollegen Rudolf Scharping die Kriegsstimmung an. Um „ethnische Säuberungen”, weitere „Vertreibungen” und eine „humanitäre Katastrophe” zu verhindern, sei es dringend nötig einzugreifen.

Diese Behauptungen sind längst widerlegt, wie Oberstleutnant a.D. Jochen Scholz, ehemaliger Referent beim Generalinspekteur der Bundeswehr im Verteidigungsministerium schon vielfach bestätigte. In den Lageberichten des Amtes für Nachrichtenwesen der Bundeswehr für die Parlamentsabgeordneten war bis zum letzten Tag vor dem Angriff immer nur von einem blutigen Bürgerkrieg zwischen UCK-Soldaten und der serbischen Armee die Rede.

Wer ist schuld am Kosovo Krieg?

Kosovokrieg 1998/99 Nachdem die jugoslawische Regierung ein Ultimatum der NATO über die Stationierung einer von der NATO angeführten Truppe im Kosovo abgelehnt hatte, begann die NATO im März 1999 einen Luftkrieg. Am 10. Juni 1999 lenkte Jugoslawien ein und zog sich aus dem Kosovo zurück.

Warum hat die NATO Kosovo geholfen?

“Auf jeden Fall war die Bombardierung unnötig” – Das sei ein schwieriges Thema für ihn, gibt ein ehemaliger Berufsoffizier auf die Frage zurück, wie er im Rückblick die NATO-Bombardierungen betrachtet. Der ältere Mann steht in der nachmittäglichen Sonne unter dem Fernsehturm und verweist auf die völkerrechtliche Frage, die für die große Mehrzahl der Serben bis heute die einzig Relevante ist: “Auf jeden Fall war die Bombardierung völlig unnötig, besonders wenn man ihre Begründung berücksichtigt. Warum Hat Die Nato Serbien Angegriffen Noch Jahre lange sind die Spuren zu sehen: Das durch NATO-Angriffe zerstörte serbische Verteidigungsministerium. © picture alliance / dpa / Jens Wolf Die Allianz, so gibt der ehemalige Offizier zu bedenken, hätte gemäß ihrer Statuten nur dann eingreifen dürfen, wenn ein Mitgliedsland angegriffen worden wäre.

Und das sei ja nicht der Fall gewesen. Sicherlich: Das westliche Bündnis habe den Einsatz damit begründet, eine humanitäre Katastrophe im Kosovo verhindern zu wollen. Doch gleichzeitig habe die NATO hier, in Serbien, eine humanitäre Katastrophe ausgelöst. Rund 200.000 Serben flüchteten als Folge der anhaltenden Übergriffe der Kosovarischen Befreiungsarmee UCK, sowie nach Ende des NATO-Einsatzes und des ab dem 10.

Juni 1999 vereinbarten Rückzugs der jugoslawischen und serbischen Armee- und Polizeiverbände aus dem Kosovo. So wie er würden die meisten seiner Landsleute darüber denken, mutmaßt der ältere Mann: “Ich bin kein typisches Beispiel, um darüber reden zu können.

  1. Trotz der Tatsache, dass ich Berufssoldat war, ist meine Meinung etwas anders.
  2. Wahrscheinlich wäre die Mehrheit des Volkes und der Öffentlichkeit mit meiner Meinung nicht einverstanden.
  3. Was geschehen ist, sollte man hinter sich lassen.
  4. Was nicht gelöst ist, sollte man lösen und weitergehen.
  5. Die Zukunft liegt vor uns.

Wenn Sie den Eintritt Serbiens in die NATO meinen: Unsere Neutralität ist durch eine entsprechende Akte im Parlament klar geregelt. Sicher ist, dass die Mehrheit der serbischen Bürger gegen die Mitgliedschaft des Landes in der NATO wäre.”

Welche Länder mögen Serbien nicht?

Ländername Republik Serbien – Republika SrbijaFlagge Klimagemäßigt kontinentalLageZentralbalkanischer StaatNachbarländer Bulgarien, Mazedonien, Rumänien, Ungarn, Kroatien, Bosnien-Herzegowina, Montenegro, KosovoLandesfläche 77.484 km²Hauptstadt Belgrad (Beograd), 1,3 Millionen Einwohner (Stand 2016)Bevölkerung 6,84 Millionen, 2021 (83% Serben, 3,5% Ungarn, 2% Bosnier, mind.2% Roma; 9% andere; Stand 2011)Landessprache Serbisch, Sprachen der Minderheiten (in beschränktem Umfang)Religionen 85% Serbisch-Orthodox, 5% Katholiken, 3% Muslime, 1% Protestanten (Stand 2011)Staats-/RegierungsformParlamentarische RepublikVerwaltungsstruktur24 Kreise (okruzi), davon 17 in Zentralserbien, 7 in der autonomen Provinz Wojwodina; auf kommunaler Ebene: 140 Gemeinden (opštine), 4 Städte (gradovi) sowie die Hauptstadt Belgrad.Demokratieindex63 (2021) – Unvollständige DemokratieStaatsoberhauptPräsident Aleksandar Vučić, Serbische Fortschrittspartei (SNS), seit 2017RegierungschefMinisterpräsidentin Ana Brnabić, Serbische Fortschrittspartei (SNS); seit 2017 Bruttoinlandsprodukt 63.07 Mrd. US Dollar (2021)BIP pro Kopf9,215 US Dollar (2021)WährungSerbischer Dinar (RSD)Wechselkurs1 Euro = 117,26 RSD (serbischer Dinar); Stand: Okt.2022

Wer hat die meisten Kriege geführt?

Fakten – Die Grafik zeigt, dass im Grunde die gesamte Welt in den letzten 62 Jahren von gewaltsamen Konflikten betroffen war, die Mehrheit aller Länder war jedoch an weniger als fünf Gewaltkonflikten und –kriegen beteiligt. Die Region, in der Länder am geringsten in Kriege und Gewaltkonflikte involviert waren, ist Südamerika.

  1. Insgesamt sind die Konflikthäufigkeiten auf der Welt relativ gleichmäßig verteilt.
  2. Die fünf Länder, die am häufigsten an gewaltsamen Konflikten beteiligt waren, sind Frankreich (28), das Vereinigte Königreich (27), Russland (25), die USA (24) und Indien (17).
  3. Wichtig für die Interpretation der Grafik ist, dass die Konflikthäufigkeiten nichts über die Intensität eines Krieges aussagen, d.h.

wie viele Tote oder Flüchtlinge es durch einen Krieg gab. So sind hell eingefärbte Länder zwar an wenigen Konflikten beteiligt, jedoch können diese auch besonders blutig sein.

Warum steht die 3 für Serbien?

Verwirrung um Pantelic: Torjubel oder Faschistengruß? | Goal.com Deutschland Nach seinem jüngsten Hattrick gegen Vitesse Arnheim (1:5) ist Marko Pantelic in aller Munde. Doch nicht nur über seine sportliche Glanzleistung wur. Von François DUCHATEAU Amsterdam.

Holland steht Kopf! Nach einem Leserbrief, der in Het Parool veröffentlicht wurde, wird bei unseren Nachbarn kontrovers über einen Torjubel von diskutiert. Kritiker zum Schweigen gebracht Rückblick: spielt am 15. Spieltag bei Vitesse Arnheim und liegt nach wenigen Minuten bereits hinten. Doch dann kam Marko Pantelic, traf und siegte.

Ein Hattrick gelang dem Serben, der bei den ersten beiden Toren noch den Zeigefinger auf die Lippen legte. „Psst”, flüsterte er symbolisch allen Kritikern zu, die ihn in den jüngsten Wochen trotz guter Leistungen ständig niedermachten. Nach dem dritten Tor war jedoch der Bann gebrochen.

  1. Der Ex- stellte sich vor die Ajax-Fankurve und ließ sich feiern.
  2. Seit diesem Match ist der ablösefreie Neuzugang in der Gunst des Publikums gestiegen.
  3. Während er vor der Kurve posierte hielt Marko Pantelic jeweils drei Finger hoch, Ring- und kleinen Finger nach innen gebeugt.
  4. Bosnische Gemeinschaft reagiert empört Während die Allgemeinheit dies als Signal seiner drei Tore wertete, reagierte die bosnische Gemeinschaft in den Niederlanden mit Empörung.

„Schaut Euch das genau an”, beginnt die entscheidende Passage des Leserbriefs. „An beiden Händen streckt er den Daumen, Zeige- und Mittelfinger aus. Für die vertriebenen Bosnier ist dies ein abscheulicher Anblick. Zu vergleichen mit dem gestreckten Arm der Nazis, dem Hitlergruß. Warum Hat Die Nato Serbien Angegriffen Orthodoxer Pantelic jubelte schon einmal für Hertha so Wie Goal.com recherchierte, dürfte Marko Pantelic sich zumindest dem Jubel an sich bewusst sein. Es ist nämlich nicht das erste Mal, dass er ihn vorführte. Im März 2008 zeigte er dieselbe Geste nach einem Tor gegen den MSV Duisburg.

  1. Medienleute sollen sogar gehört haben, wie er dabei „Serbien, Serbien” skandierte.
  2. Das ZDF Sportstudio wertete diesen Jubel damals als Anzeige von sechs Toren, die er und Raffael zusammen in der Rückrunde erzielt haben.
  3. Auch nach diesem Match wurde heftig über den Jubel diskutiert.
  4. Der Stürmer selbst äußerte sich nicht dazu, dafür sein Berater: „Das war definitiv kein politisches, sondern ein religiöses Zeichen.” Ursprünglich stehen die drei Finger als Eid of die orthodoxe Kirche und symbolisierten die Dreifaltigkeit Gottes: Im Namen des Vaters, des Sohnes und des heiligen Geistes.

Pantelic ist orthodoxer Serbe und streng gläubig. Geste mit Geschichte Auch in anderen Sportarten hat diese Geste für Aufregung gesorgt: Bei der Basketball-Europameisterschaft 1995 feierten die Serben den Titelgewinn auf dem Siegertreppchen in dieser Art und Weise.

Dies erzürnte die Kroaten auf dem Platz, die sich kaum beruhigen konnten und versuchten auf die Serben loszugehen, aber aufgehalten werden konnte. Der Grund der Aufregung? Während mehrerer politischer und kriegerischer Auseinandersetzung in Jugoslawien in den Neunzigern wurde diese Geste immer wieder in verschiedensten Kontexten verwendet.

Häufig als Symbol für verschiedene Ansichten. Leider wurde der Gruß auch vereinzelt in einen faschistischen Kontext gebracht während der Kriege. Das veranlasste die orthodoxe Kirche irgendwann dazu, sich von dieser Geste zu distanzieren. Allgemein lässt sich aber festhalten, dass sich der Drei-Finger-Salut zu einem patriotischen Symbol der Serben entwickelt hat.

Eintracht errettet den Serben” Genauso interpretiert Stefan Bokor auch diesen Jubel, -Experte der Goal.com-Redaktion, „Ich als Serbe kenne diesen 3-Finger-Gruss”, auch „Tri prsta” genannt. „Der Jubel hat nichts mit Faschismus, Rassismus oder Provokation zu tun. Die Finger stehen für das serbische CCCC”, wobei „C” dort mit „S” gleichzusetzen ist.

„’Samo Sloga Srbina Spasava’. Auf Deutsch übersetzt: ‚Eintracht errettet den Serben’- Was so viel heißen soll wie: ‚Wir müssen immer zusammenhalten.’ Wieso Pantelic das macht, kann ich nicht genau sagen. Es ist einfach sein Torjubel. Er ist ein Riesenpatriot, er liebt sein Land Serbien und möchte es mit diesem Jubel der ganzen Welt zeigen.” Eure Meinung: Alles halb so wild oder sollte Pantelic demnächst diese Brisanz einfach nicht mehr anheizen? : Verwirrung um Pantelic: Torjubel oder Faschistengruß? | Goal.com Deutschland

Warum wurde Belgrad von der NATO bombardiert?

Lassen sich tonnenschwere Kampfjets mit Worten aufhalten? Am 23. März 1999 gegen 13:00 versucht es Wolfgang Petritsch ein letztes Mal. Der österreichische Spitzendiplomat sitzt im Belgrader Präsidentenpalast, vor ihm der später als Kriegsverbrecher angeklagte Slobodan Milošević. Warum Hat Die Nato Serbien Angegriffen Frühling 1999. Im Kosovo begehen serbische Paramilitärs und die jugoslawische Armee Massaker an ethnischen Albanern. Hunderttausende werden aus ihren Häusern vertrieben. Bilder von brennenden Dörfern, Flüchtlingstrecks und in Tücher gehüllten Leichen füllen die Zeitungen.

  1. Damals blickt die ganze Welt auf Österreichs unmittelbare Nachbarschaft.
  2. Jugoslawien, einst ein sozialistischer Vielvölkerstaat, zerbricht in blutigen Sezessionskriegen.
  3. Hunderttausende Tote, mehr als zwei Millionen Flüchtlinge: Eine solche Bilanz hat es in Europa seit Ende des Zweiten Weltkrieges nicht gegeben.

Die USA und die Europäische Union sind entschlossen: Das 20. Jahrhundert darf nicht mit einem weiteren Völkermord enden. Erst vier Jahre zuvor haben Blauhelme in Srebrenica tatenlos dabei zugesehen, wie bosnisch-serbische Milizen 8000 Männer und Buben töteten.

Diesen Fehler will man nicht wiederholen. Während die NATO mit Luftschlägen droht und im italienischen Aviano bereits die Kampfflugzeuge bereitstehen, versuchen drei Diplomaten ein letztes Mal, den Konflikt mit Worten zu lösen: der Russe Boris Majorski, der US-Amerikaner Christopher Hill und der Österreicher Wolfgang Petritsch.

Petritsch, ein gebürtiger Kärntner, hat als Bub mit seiner Großmutter Slowenisch gesprochen. „Für mich war es deswegen nicht so schwer, Serbokroatisch zu lernen”, sagt er heute. Sein letztes Gespräch mit Milošević beginnt er so: „Herr Präsident, ich war gestern mit dem Peter Handke zusammen.” Tatsächlich hat Petritsch den Abend davor in Chaville verbracht, einem Vorort von Paris.

  • Dort, in einem unverputzten Sandsteinhaus mit Garten, lebt der Schriftsteller Peter Handke, auch er ein Kärntner, aber anders als Petritsch nicht Diplomat, sondern bekennender Milošević-Anhänger.
  • Handke hat gekocht, wir haben getrunken und geredet”, erzählt Petritsch im Gespräch mit profil.
  • Der Dichter wettert gegen die „kriminelle” NATO, ziemlich emotional, wie Petritsch heute findet, aber auch ein bisschen naiv, weil er „naturgemäß keinen Schimmer” von den diplomatischen Abläufen hatte.

Petritsch kommt gerade aus Rambouillet, unweit Paris, wo Serben und Kosovo-Albaner in einem Schloss wochenlange Verhandlungen geführt haben – vergeblich. Die Delegationen weigerten sich sogar, an einem Tisch zu sitzen. Petritsch musste ihre jeweiligen Botschaften von einem Flügel des Schlosses in den anderen überbringen.

  • Die Friedensverhandlungen scheitern an der Frage, ob einer NATO-geführten Friedenstruppe Bewegungsfreiheit in Jugoslawien ermöglicht wird.
  • Belgrad wollte verhindern, dass der Kosovo unabhängig wird, wie zuvor schon Slowenien und Kroatien.
  • Unter dem sozialistischen Langzeitpräsidenten Josip Tito war Kosovo eine autonome Provinz, nicht aber eine Teilrepublik gewesen, was den Gang in die Unabhängigkeit erschwerte.
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Immerhin besaßen die Albaner Minderheitenrechte, durften ihre Sprache sprechen und genossen politische Repräsentation. Als Tito 1980 stirbt, gedeiht der Nationalismus.1989 entmachtet Milošević die Autonomie im Kosovo durch eine gewaltsame Verfassungsänderung.

In Schulen wird fortan Serbisch gesprochen, Albaner werden zu Bürgern zweiter Klasse degradiert. Nach Jahren des friedlichen Widerstandes tritt ab 1996 die UÇK auf den Plan, eine albanische Guerilla-Armee, die Attentate auf serbische Polizeistationen und vereinzelt auch Zivilisten verübt. Die Gewaltspirale beginnt sich zu drehen.

Als die internationale Gemeinschaft vermittelt, herrscht längst Bürgerkrieg. Als Petritsch Handke in Paris besucht, stehen die Bomben kurz bevor. Die beiden kennen sich seit 1980, als Petritsch, damals Sekretär von Bundeskanzler Bruno Kreisky, eine Lesung organisierte.

  1. Im Lauf der nächsten Jahre wird sich Handke stark mit Serbien solidarisieren, aus Sicht seiner Kritiker auch Kriegsverbrechen bagatellisieren.2006 hält er auf dem Begräbnis von Milošević eine Rede und erklärt später, dieser Tag sei für ihn der Untergang Jugoslawiens gewesen.
  2. Doch der Vielvölkerstaat war bereits viel früher zerfallen, nicht zuletzt aufgrund des Nationalismus, den Milošević im Kosovo befeuerte.

Später klagte Handke, der Westen habe Serbien nicht richtig verstanden. Doch als Petritsch ihn im März 1999 fragt, ob sie gemeinsam nach Belgrad fliegen wollen, um Milošević vom Frieden zu überzeugen, sagt er ab. Petritsch erwähnt Handke bei den letzten Verhandlungen trotzdem, in der Hoffnung, damit Sympathien bei Milošević zu wecken.

Doch die Zeichen stehen auf Krieg. Am 24. März gegen 15:00 packt Petritsch als letzter ausländischer Diplomat seine Koffer. „Persönlich konnte ich mir nicht vorstellen, dass bombardiert wird”, sagt er: „Ich dachte, ich bin übermorgen wieder da.” Es kommt anders. Mitten auf der Autobahn, eine Stunde vor Wien, erfährt Petritsch aus dem Radio von den Luftschlägen, die um 19:45 Uhr beginnen sollen.

In seinen Memoiren schreibt er, dass dieser Moment für ihn auch ein „persönliches Scheitern” war. Als Student hatte Petritsch gegen Vietnam protestiert, einen Krieg, der weit weg war. Jetzt fand einer vor der eigenen Haustür statt, in der Stadt, in die er 1997 als österreichischer Botschafter entsandt worden war.

Bomben auf Belgrad – schon wieder. Belgrad war im April 1941 von Hitlers Luftwaffe bombardiert worden.50 Jahre später ist es ein Bündnis aus westlichen, demokratischen Staaten, angeführt von den USA. Auch die deutsche Bundeswehr beteiligt sich – zum ersten Mal seit 1945. Aleksandar Vučić, damals Informationsminister und heute Präsident Serbiens, sprach wortwörtlich von „Nazi-Praktiken”, eine unmissverständliche historische Parallele.

„Am Ende haben sich beide Seiten verschätzt”, glaubt Petritsch. Die NATO hoffte, dass Milošević nach wenigen Tagen das Handtuch werfen würde. In Belgrad glaubte man dasselbe von der anderen Seite. Am Ende dauerte der Luftkrieg 78 Tage. Der systematischen Vertreibung der Albaner setzte er freilich nicht sofort ein Ende. Warum Hat Die Nato Serbien Angegriffen Für Europa bedeutete die Intervention nicht nur eine moralische, sondern auch eine völkerrechtliche Zäsur. Es war der erste Krieg, der nicht im Namen nationaler Interessen, sondern im Namen von Werten geführt wurde. Deutschlands Kanzler Gerhard Schröder sprach von einer „humanitären Intervention”, US-Präsident Bill Clinton vom Schutz unschuldiger Menschen.

Völkerrechtlich wirft das Erbe der NATO-Bomben bis heute einen Schatten auf das Friedensprojekt Europa. Dem Militäreinsatz fehlte die rechtliche Legitimation, konkret ein Mandat des UN-Sicherheitsrates. Die Veto-Mächte China und Russland hätten der Intervention niemals zugestimmt. „Rechtlich war das eine schwierige Situation”, erinnert sich Werner Fasslabend, damals österreichischer Verteidigungsminister.

Fragt man Fasslabend heute, warum er für den Einsatz war, erzählt er eine Geschichte vom Sommer 1990. Damals, wenige Monate vor seiner Angelobung, trat er eine private Balkanreise an. „Ich bin mit dem Gefühl zurückgekehrt, dass eine Krise kurz bevorsteht”, sagt er im Gespräch mit profil.

  • An seinem ersten Tag als Verteidigungsminister drückte Fasslabend seinem Kabinettschef eine Liste mit Zielen in die Hand.
  • Ganz oben stand: „Vorbereitungen auf eine Krise in Jugoslawien.” Österreich, seit dem Staatsvertrag von 1955 zu Neutralität verpflichtet, war und ist bis heute kein NATO-Mitglied.

Anders als Italien oder Deutschland konnte es sich somit nicht am Einsatz beteiligen. Die Republik verweigerte NATO-Flugzeugen sogar, über ihren Luftraum zu fliegen. Faruk Ajeti, wissenschaftlicher Mitarbeiter am österreichischen Institut für internationale Politik (oiip) hat seine Dissertation über die Rolle des Kosovo in der österreichischen Außenpolitik geschrieben.

Wiens damalige Position bezeichnet er als ambivalent: „Einerseits hat Österreich keine Überflugs-Genehmigung erteilt, anderseits hat es als EU-Mitgliedstaat die Luftschläge politisch mitgetragen.” In Österreich löste der Kosovo auch eine verfassungsrechtliche Debatte aus. Die zentrale Frage lautete: Wie glaubwürdig ist unsere Neutralität, wenn in unmittelbarer Nachbarschaft Hunderttausende vertrieben werden? Während die Sozialdemokraten auf die Neutralität pochten, forderte die ÖVP, diese den „Begebenheiten” anzupassen.

Bereits im Juni 1998 erklärte der damalige Außenminister und Vizekanzler Wolfgang Schüssel in einem Interview: „Wir wissen, dass niemand neutral bleiben kann im Konflikt zwischen dem Feuer und der Feuerwehr.” Mit „Feuer” war das Regime von Milošević gemeint, mit „Feuerwehr” die NATO.

War Österreich je neutral in diesem Konflikt? Ja, sagt Ex-Verteidigungsminister Fasslabend, man habe weder am Krieg teilgenommen noch Truppenstützpunkte fremder Staaten akzeptiert. Nein, meint Faruk Ajeti vom oiip: „Österreich war bei den Jugoslawienkriegen nie neutral, sondern immer auf der Seite der Opfer.

Es hat ein Konsens geherrscht, dass Menschenrechtsverletzungen niemals innere Angelegenheit eines Staates sein können.” Am 9. Juni 1999 lenkte Milošević auf Druck Russlands ein und zog seine Truppen aus dem Kosovo ab. Seitdem wächst in Belgrad und Pristina eine Generation mit diametral verschiedenen Erzählungen heran. Warum Hat Die Nato Serbien Angegriffen © Google Maps Die “Operation Allied Force” spaltete die internationale Politik. Für Belgrad waren die Bomben nicht Rettung, sondern Niederlage. Die NATO gilt als Aggressor, der Serbien den Kosovo unrechtmäßig entrissen hat. „Die NATO-Bombardierung war für viele Serben die erste und einzige Kriegserfahrung im Lauf des Jugoslawienkrieges”, sagt die Osteuropa-Historikerin Elisa Satjukow von der Universität Leipzig.

  1. Satjukow hat eine serbische Erfahrungsgeschichte der Bombardierung geschrieben und dafür Tagebücher, Internet-Quellen und Zeitungen ausgewertet.
  2. In ihrem neuen Buch „Die andere Seite der Intervention” beschäftigt sie sich mit der Frage, wie die serbische Bevölkerung diese 78 Tage erlebt hat.
  3. Blickt man heute auf die Ereignisse von damals zurück, dann denkt man an zerbombte Gebäude, an die zerstörte Donaubrücke in Novi Sad oder orange-rötliche Flammen am schwarzen Himmel.

In ihrem Buch fängt Satjukow eine Alltagsgeschichte des Ausnahmezustandes ein. Da ist von Nachbarn die Rede, die in Luftschutzbunkern und Tiefgaragen zusammenrücken, von Menschen, die Konserven und Salami horten oder zu ihrer Familie aufs Land flüchten.

  1. Aber auch von Demonstrierenden, die sich das Wort „Target” auf die Brust pinnen.
  2. Die Osteuropa-Historikerin schreibt von Restaurants, die mit Preissenkungen locken, aber dennoch leer bleiben, von Stromausfällen, dem Zusammenbruch der Müllabfuhr und abgekochtem Wasser mit Zitronensaft.
  3. In diese Anekdoten des Alltags mischt sich die existenzielle Angst, von einem Granatsplitter getroffen zu werden.

So wie die erst drei Jahre alte Milica Rakić am 17. April 1999. Oder eine Kolonne albanischer Flüchtlinge im Kosovo, die versehentlich getroffen wird. Die NATO erklärt diese zivilen Opfer zu Kollateralschäden. Ursprünglich hatte die NATO angekündigt, wie ein Chirurg vorzugehen und Raketen mittels lasergesteuerter Technologie in militärstrategische Ziele zu lenken.

Doch um den Druck auf Milošević zu erhöhen, ging das Bündnis immer weiter in Richtung Eskalation. Nicht nur Kasernen, Ölraffinerien und Brücken wurden zerstört, sondern auch zivile Gebäude, darunter die chinesische Botschaft in Belgrad. „Es hat damals geheißen, dass die Botschaft zufällig getroffen wurde, weil das Gebäude nicht in den Karten eingezeichnet war”, sagt Ex-Verteidigungsminister Fasslabend.

Rückblickend bezeichnet er es als Fehler, westliche Botschafter Militärziele definieren zu lassen. „Für mich war das Ausdruck einer amateurhaften Vorgangsweise”, so Fasslabend. Die Osteuropa-Historikerin Satjukow stellt sich heute die Frage, welches politische Erbe die Bomben hinterlassen haben.

  • Seit dem Machtantritt des amtierenden Präsidenten Aleksandar Vučić und seiner rechtskonservativen Serbischen Fortschrittspartei beobachtet sie ein Wiederaufleben der Gedenkkultur, aber auch eine Diskursverschiebung im Sinne eines nationalen Opfermythos.
  • Das beginne schon bei den Zahlen, so Satjukow: „Sie liegen seit vielen Jahren schwarz auf weiß auf dem Tisch, werden in Serbien aber nicht kommuniziert.” Laut dem Humanitarian Law Center, einer Nichtregierungsorganisation mit Sitz in Belgrad und Pristina, starben 454 Zivilisten an den NATO-Bomben und ihren Folgen.

Die serbische Regierung spricht von mindestens 2500 Opfern. Die Intervention wird als Angriff auf das serbische Volk dargestellt, obwohl im Kosovo mehr zivile Opfer zu beklagen waren. In der Aufarbeitung des Konflikts, so Satjukow, helfe die Opferkonkurrenz nicht weiter: „Leid lässt sich nicht messen”, sagt sie, „aber abseits einer individuellen Bewältigung der Traumata muss es endlich auch eine juristische und gesellschaftliche Aufarbeitung geben.

Die Debatte, was sich im Kosovo abgespielt hat, wird in Serbien bis heute nicht geführt.” Ähnlich argumentiert Faruk Ajeti vom oiip: „Die serbische Politik tendiert dazu, über den NATO-Angriff als isoliertes Ereignis zu sprechen, verliert aber kein Wort darüber, was ihn überhaupt ausgelöst hat.” Hier eine winkende Clinton-Statue und Jubel, dort Anti-NATO-Protestzüge und Trauer.

Am 9. Juni, wenn sich die Welt an das Ende des ersten NATO-Krieges erinnern wird, werden Belgrad und Pristina wieder wie zwei weit entfernte Planeten erscheinen. Dabei trennen sie nur 520 Kilometer. Warum Hat Die Nato Serbien Angegriffen schreibt seit 2021 im Außenpolitik-Ressort. Studium Zeitgeschichte und Journalismus in Wien. Schwerpunkt Südosteuropa / Balkan.

Hatte Serbien Konzentrationslager?

Verwandte von Lagerhäftlingen vor dem KZ Banjica (zwischen 1941 und 1944). Das KZ Banjica war ein Konzentrationslager im Militärverwaltungsgebiet Serbien und bestand vom 5. Juli 1941 bis September 1944. Das Lager befand sich im gleichnamigen Vorort der serbischen Hauptstadt Belgrad, etwa fünf Kilometer südlich des Stadtzentrums. nach den ersten Erschießungen im KZ Banjica (16. Juli 1941) Die KZ-Häftlinge wurden von der Belgrader Zivilverwaltung, der Serbischen Staatswache, dem Serbischen Freiwilligen-Korps und serbischen Gerichten aus dem ganzen Land inhaftiert. Im Lager Banjica befanden sich gleichzeitig bis zu 23.637 Häftlinge.

  • Die Gestapo, serbische Sonderpolizei und die Serbische Staatswache verübten zahlreiche Massenerschießungen,
  • Etwa 4.200 wurden ermordet.
  • Mehrere tausend Gefangene wurden in die Lager Mauthausen und Auschwitz gebracht.
  • Nachdem bereits am 9.
  • Mai 1941 die ersten Gefangenen dorthin gebracht worden waren, wurde bei einem Treffen von Angehörigen der serbischen Polizei und Mitgliedern der Gestapo im Juni 1941 beschlossen, eine der Kasernen der Jugoslawischen Armee in ein Konzentrationslager umzuwandeln.

Dragi Jovanović (1902–1946) unterzeichnete den entsprechenden Befehl, Svetozar Vujković (1899–1949) wurde zum Lagerkommandanten der serbischen Teile des Lagers ernannt. Ein kleinerer Teil des Lagers unterstand der Gestapo. Das Oberkommando über das Lager hatte Oberleutnant Friedrich Willy,

Warum sagt man Kosovo-Albaner?

Die Geschichte des Konflikts – Der serbisch-albanische Streit um das Kosovo lässt sich auf eine Frage reduzieren: Wem gehört es? Die Interpretationen beider Seiten weisen einen gravierenden Unterschied auf. Die Serben beziehen sich auf historische – wenn auch nicht immer belegte – Tatsachen.

  1. Vor der osmanischen Eroberung war das Kosovo ein Teil des serbischen Staats und galt als kulturelles und religiöses Zentrum des Serbentums.
  2. Nach der Flucht der Serben vor den osmanischen Repressalien Ende des 17.
  3. Jahrhunderts wurden diese Territorien in der Folgezeit von Albanern besiedelt.
  4. Im Balkankrieg 1912/13 eroberten die Serben das Kosovogebiet vom Osmanischen Reich zurück; seither ist es völkerrechtlich ein Bestandteil Serbiens.

Die Kosovo-Albaner begründen ihre Ansprüche damit, dass sie seit Jahrhunderten die Bevölkerungsmehrheit in diesem Gebiet stellen, und beziehen sich auf das Selbstbestimmungsrecht der Völker. Außerdem ist in Prizren am Ende des 19. Jahrhunderts die Nationalbewegung der Albaner entstanden, weshalb das Kosovo für die albanische Nationalidentität so bedeutend ist.

Die Dominanz der albanischen Bevölkerung im „heiligen Land” Serbiens war immer ein Dorn im Auge der serbischen Nationalisten. Angefangen mit der Rückeroberung Kosovos 1913 versuchte die serbische Elite durch verschiedene Maßnahmen wie z.B. die Assimilation der Albaner und die Ansiedlung von Serben auf dem Kosovo die Ethnostruktur zu verändern.

Trotz allem blieb die albanische Bevölkerung zahlenmäßig die größte ethnische Gruppe im Kosovo. Aus der Sicht der Albaner stellten sie schon seit der Besiedlung des Kosovo durch die Illyrer im 7. Jahrhundert, zu deren Nachfolgern sich die Albaner zählen, die Mehrheit dar.

Hat die NATO jemals einen Krieg begonnen?

Vor 20 Jahren begann der Kosovo-Krieg – Bomben gegen Belgrad Archiv 78 Tage lang dauerte der Kosovo-Krieg, mit dem die Vertreibung und Ermordung der albanischen Bevölkerung gestoppt werden sollte. Es war der erste Nato-Kampfeinsatz und der erste Kampfeinsatz deutscher Soldaten nach 1945. Völkerrechtlich ist die Intervention bis heute umstritten. Von Norbert Mappes-Niediek | 23.03.2019

Gründlich recherchierte und sorgfältig aufbereitete Analysen: Im “Hintergrund” werden die wichtigsten Themen aus dem In- und Ausland behandelt. Dazu gehören auch besonders relevante wirtschaftliche und soziale Entwicklungen oder prägende gesellschafts- und kulturpolitische Debatten. Die Sendung vermittelt Vorgeschichte und Zusammenhänge, liefert Einblicke und Ausblicke – ein wichtiger Wegweiser in einer immer komplexeren Welt.

Warum Hat Die Nato Serbien Angegriffen Feuerwehrleute am 3.4.1999 in Belgrad: Marschflugkörper waren gegen 1.00 Uhr morgens in Gebäude des serbischen und jugoslawischen Innenministeriums eingeschlagen. (picture-alliance / dpa) Am 24. März 1999 begannen Nato-Streitkräfte, die Bundesrepublik Jugoslawien zu bombardieren.

  1. Es war der erste Kampfeinsatz des Bündnisses – und der erste Kampfeinsatz deutscher Truppen seit 1945.
  2. Im serbischen Fernsehen verkündete der Nachrichtensprecher: “Guten Abend, meine Damen und Herren.
  3. Die feindlichen Aggressoren, die Nato-Luftstreitkräfte, haben gegen 20 Uhr erste Raketenangriffe auf unser Land ausgeführt.

In einer ersten Welle der Aggression gegen unser Land hat die Luftwaffe heute Abend Ziele in Priština, Kuršumlija, Užice, Danilovgrad, Novi Sad, Pančevo und Podgorica beschossen.” Es war tatsächlich ein Krieg, nicht einfach ein Konflikt oder eine Operation.

Zwischen zwölf- und fünfzehntausend Menschen kamen ums Leben zwischen diesem 24. März 1999 und dem 12. Juni, als Nato-Truppen die umstrittene serbische Provinz Kosovo besetzten. Ungefähr 500 Zivilisten wurden Opfer der Luftschläge – versehentlich, denn eigentlich sollten nur militärische Ziele getroffen werden.

Ob der Angriff gerechtfertigt war, ist bis heute umstritten. Unterdrückung der Albaner Slobodan Milošević, der starke Mann Serbiens, hatte schon zehn Jahre zuvor die Autonomie der zu 80 Prozent albanisch besiedelten Provinz Kosovo aufgehoben und Albaner aus fast allen Behörden verdrängt – das alles in einem Klima des aggressiven Nationalismus, das in Jugoslawien zunächst die serbische Volksgruppe erfasst hatte.

Die Albaner antworteten mit passivem Widerstand und hofften auf Unterstützung von außen. Sie blieb aus. Eine Kosovo-Befreiungsarmee bildete sich, abgekürzt UÇK – anfangs nur ein großer Name für eine kleine Truppe, die Terroranschläge auf serbische Polizeistationen verübte. Als serbische Streitkräfte im Frühjahr 1998 die gesamte Familie eines UÇK-Anführers auslöschten, geriet Milošević unter internationalen Druck.

Er verbat sich jede Einmischung von außen und ließ sogar das Volk darüber abstimmen: “Über Serbien entscheidet Serbien”, so Milošević. “Serbien ist der Staat aller seiner Bürger, und deren Interesse, das Interesse des Volkes, ist der Wegweiser jeder Politik.” Vor dem Krieg herrschte Bürgerkrieg Aber der Geist ließ sich nicht mehr in die Flasche zwingen.

  1. Junge Männer aus dem Kosovo, viele auch aus der albanischen Diaspora in Westeuropa, strömten in Scharen in die UÇK, die jetzt tatsächlich zu einer schlagkräftigen Befreiungsarmee heranwuchs.
  2. Im Sommer 1998 herrschte im Kosovo Bürgerkrieg.
  3. Hunderttausende flohen in die Wälder.
  4. Für eine vorläufige Befriedung sollte dann doch das Ausland sorgen – in Gestalt des Sonderbeauftragten der USA, Richard Holbrooke.

Beobachter der OSZE, der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa, kamen ins Land, um den brüchigen Waffenstillstand zu überwachen. Milošević rief schon den Frieden aus: “Die Übereinkünfte, die wir getroffen haben, haben die Gefahr einer Militärintervention abgewendet.” Es kam anders.

  1. UÇK-Einheiten verübten weiterhin Anschläge, serbische Truppen schlugen unverhältnismäßig hart zurück.
  2. Als im Januar 1999 in einem Dorf die Leichen von 40 getöteten Albanern gefunden wurden, waren die USA zum Eingreifen entschlossen.
  3. Der österreichische Diplomat Wolfgang Petritsch war damals Sonderbeauftragter der Europäischen Union – und skeptisch: “Wenn man einen solchen Hammer hat, wie die Amerikaner militärisch einen haben, dann ist halt alles ein Nagel, auf den man eindreschen möchte.” Petritsch stand dagegen für weitere Verhandlungen – für Verträge und Diplomatie, ganz wie die meisten europäischen Regierungen, die Nato-Partner eingeschlossen: “Machen wir einen letzten wirklichen Versuch, zwingen wir die beiden Kontrahenten zusammen und schauen, wie wir hier zu einem positiven Ergebnis kommen.” Warum die Verhandlungen scheiterten Tatsächlich erreichten die Europäer, dass sich Amerikaner, Serben und Albaner doch noch einmal auf Verhandlungen einließen.

Am 6. Februar 1999 reisten Delegationen Serbiens und der albanischen Volksgruppe nach Paris und wurden auf Schloss Rambouillet einquartiert. Doch die Verhandlungen scheiterten. Misstrauen verhinderte, dass die Delegationen einander überhaupt trafen – die Vermittler mussten die Botschaften vom einen Flügel des Schlosses in den anderen hin- und hertragen.

  • Serbien wartete mit einer geölten und gestählten Diplomatie auf.
  • Die Albaner dagegen, angeführt von dem 30-jährigen, damals noch ganz unbekannten Hashim Thaci, waren auf dem internationalen Parkett ungeübt.
  • Heute ist Thaci Präsident der Republik Kosovo.
  • Damals kam in seinen seltenen öffentlichen Auftritten die Angst zum Vorschein, die bei den Verhandlungen von Rambouillet offenbar herrschte: “Die Delegation wird erpresst, besonders ich als ihr Anführer”, so Thaci.

“Ich stehe unter Druck. Es kamen soeben Drohungen von der serbischen Seite, ich wurde beschimpft, man hat mich ohne Erlaubnis fotografiert. Wenn ich das Abkommen nicht unterzeichne, hieß es, wolle man mich töten.” Trotzdem gab es zunächst Fortschritte, erinnert sich Wolfgang Petritsch – bis nach einer Verhandlungspause der serbische Präsident Milan Milutinović aus Belgrad anreiste.

Von da an standen die Zeichen auf Krieg, erinnert sich Petritsch: “Also, ich habe in meinen langen Berufsjahren in keiner Gesprächsverhandlungssituation – und ich hatte viele, in Bosnien danach – ein so zynisches Kalkül bemerkt wie bei Milutinović.” Der US-Beauftragte Richard Holbrooke reiste noch einmal nach Belgrad zu Slobodan Milošević, dem Präsidenten der Bundesrepublik Jugowslawien.

Doch vergeblich. Die Würfel waren gefallen; das Nato-Hauptquartier war nun am Zug, so Holbrooke: “Entsprechend sind wir angewiesen worden, in Brüssel Bericht zu erstatten, unsere Nato-Verbündeten zu treffen und dann nach Washington zurückzukehren.” Es war das Startzeichen für die Intervention.

  • Die Jagdbomber, stationiert im italienischen Aviano, am Fuße der Dolomiten, standen vollgetankt bereit.
  • Am Tag, als die ersten Bomben fielen, wandte sich US-Präsident Bill Clinton in einer Fernsehansprache an die Öffentlichkeit.
  • Heute haben unsere Streitkräfte gemeinsam mit unseren Nato-Verbündeten mit Luftschlägen gegen die serbischen Truppen begonnen, die für die Brutalität im Kosovo verantwortlich sind”, so Clinton.
See also:  Was Kostet 1 Kg Luftfracht?

Keine Empörung, geschweige denn Kriegsbegeisterung legte Clinton in seine Stimme. Kein Wunder wohl, denn der Präsident hatte seine Zustimmung zu einem gefährlichen Abenteuer gegeben, und jeder war sich dessen bewusst. Um einen Beschluss im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen nämlich, wie noch im Zweiten Golfkrieg neun Jahre zuvor und später in Bosnien, hatten die USA sich im Fall des Kosovo nicht einmal bemüht.

  • Ein solcher Beschluss wäre gegen den Widerstand der Russen und der Chinesen nicht zu bekommen gewesen.
  • Vor dem Völkerrecht konnte die Intervention, wenn überhaupt, nur mit einer unmittelbar drohenden Gefahr gerechtfertigt werden.
  • Bellizisten und Pazifisten Deutschlands sozialdemokratischer Verteidigungsminister Rudolf Scharping sagte damals: “Die militärischen Aktivitäten der Nato dienen einem politischen Ziel, nämlich der Abwendung einer humanitären Katastrophe beziehungsweise der Verhinderung ihres weiteren Anwachsens.” Es war ein höchst wackliges Argument: Die sogenannte Schutzverantwortung, die in dringenden Fällen Interventionen ermöglicht, fand erst nach dem Kosovo-Krieg Eingang ins Völkerrecht.

Russlands Präsident Boris Jelzin protestierte vergeblich: “Die Aggression gegen das souveräne Jugoslawien hat für eine maßgebliche Verschlechterung des internationalen Klimas gesorgt. Die Welt sieht sich erneut mit dem Versuch konfrontiert, ein Diktat der Stärke zu errichten.” Auch innerhalb der Nato-Staaten blieb die Intervention umstritten – vor allem in Deutschland, das sich seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs in der Kultur der Zurückhaltung geübt hatte.

  1. Noch kurz zuvor, im Bosnienkrieg der frühen Neunzigerjahre, hatte die Regierung Kohl auch nur die Abordnung von nicht einmal kampfbereiten Blauhelm-Truppen unter UNO-Befehl mit Hinweis auf die deutsche Vergangenheit verweigert.
  2. Jetzt sollten Deutsche sogar bombardieren – und das auch noch ohne Mandat der Vereinten Nationen und ausgerechnet unter einer rot-grünen Bundesregierung, deren Protagonisten sich soeben noch als Vertreter der Friedensbewegung gesehen hatten.

Debatte über den Hufeisenplan Um sich für den scharfen Schwenk in der deutschen Außenpolitik zu rechtfertigen, musste SPD-Verteidigungsminister Rudolf Scharping mit besonders starken Argumenten aufwarten. Um die Dringlichkeit der Intervention zu unterstreichen, präsentierte Scharping den sogenannten Hufeisenplan: ein Dokument aus Belgrad war aufgetaucht, demzufolge die albanische Mehrheit aus dem Kosovo hufeisenförmig auf einen schmalen Auslass hin vertrieben werden sollte: “Er zeigt sehr deutlich, dass in klar erkennbaren Abschnitten die jugoslawische Armee, die jugoslawische Staatspolizei begonnen hat, in der Zeit von Oktober bis zum Beginn der Verhandlungen in Rambouillet die Vorbereitungen für die Vertreibung der Bevölkerung nicht nur zu treffen, sondern diese Vertreibung auch schon begonnen hat”, so Scharping.

Gab es diesen Plan wirklich? Oder war er bloß eine Erfindung der Nato, die ihre Interventionspläne begründen wollte, wie die Pazifisten behaupteten? So oder so: Die Vertriebenen gab es tatsächlich. Ihre Zahl sollte sich in den nächsten Wochen auf über 800.000 belaufen – knapp die Hälfte der Bevölkerung.

Belgrad behauptete, die Menschen flüchteten vor den Nato-Bomben. Eine Schutzbehauptung: Die ersten Bomben waren noch gar nicht gefallen, als in der Kosovo-Hauptstadt Priština die Albaner Straße um Straße systematisch aus ihren Häusern getrieben wurden.

  • An der Straße nach Skopje in Mazedonien standen am Morgen des 24.
  • März rechts und links die ersten Siedlungen schon in Flammen.
  • Ich weiß jetzt nicht, ob es da diesen oft zitierten Hufeisenplan gegeben hat”, sagt der Diplomat Wolfgang Petritsch aus dem neutralen Österreich.
  • Aber wenn man sich das im Nachhinein anschaut, wie methodisch und systematisch man dort vorgegangen ist, dann muss man sagen: Da hat es sicherlich, und das ist ja auch das Wesen des Militärs, eben Planungen gegeben.” Empörung über “Kollateralschäden” Gebombt wurde zunächst sporadisch, dann bald beinahe täglich.

Chirurgische Schläge sollten es sein, die ausschließlich militärische Ziele treffen sollten. Tatsächlich war es mit überlegener Militärtechnologie möglich, Objekte extrem zielgenau zu bombardieren – wie in Belgrad, wo Ministerien gründlich zerstört wurden, während an den Nachbargebäuden kaum ein Schaden entstand.

  1. Dass zivile Opfer nicht zu vermeiden sein würden, machte Nato-Sprecher Jamie Shea dennoch schon vorsorglich klar: “Wir treffen jede menschlich vorstellbare Vorkehrung, zivile Opfer zu vermeiden.
  2. Wenn es doch zu solchen Opfern kommt, liegt die Verantwortung dafür bei Präsident Milošević.” Weite Teile der westlichen Öffentlichkeit mochten dem Nato-Sprecher jedoch immer weniger folgen.

Anfang April fielen Bomben auf die Stadt Aleksinac – zwölf Zivilisten starben, hundertfünfzig Wohnungen wurden zerstört. Eine Woche später traf es eine Eisenbahnbrücke in Grdelica im Süden des Landes; die Zahl der Opfer dürfte über fünfzig gelegen haben.

Nur zwei Tage später kamen im Westen des Kosovo 73 Menschen ums Leben, als Nato-Flugzeuge über zwei Stunden lang einen Flüchtlingszug bombardierten. Als Nato-Sprecher Shea die zivilen Opfer als “Kollateralschäden” bezeichnete, war die Empörung groß. Sogar Regierungspolitiker forderten eine Waffenruhe.

Der deutsche Außenminister Joschka Fischer musste sich seiner Partei stellen, den Grünen; dort war der Aufruhr besonders groß. Fischer zog gegen die Pazifisten in seiner Partei alle Register: “Ich stehe auf zwei Grundsätzen: Nie wieder Krieg, nie wieder Auschwitz.

Nie wieder Völkermord, nie wieder Faschismus. Beides gehört bei mir zusammen, liebe Freundinnen und Freunde.” Auschwitz als Metapher für die physische Ausrottung einer ganzen Volksgruppe: Das war bei allem Entsetzen über die Vertreibungen und die Kriegsgräuel im Kosovo weit hergeholt. Aber neben dem Bombenkrieg hatte ein Krieg um die Köpfe begonnen.

Würde das Nato-Bündnis an der öffentlichen Meinung im eigenen Land scheitern? Beiderseits eskalierten die Argumente. Und noch ein dritter Krieg brach aus – ein Nervenkrieg. Die Nato war von einer falschen Erwartung ausgegangen, wie ihr ehemaliger Sprecher Jamie Shea Jahre später bekannte: “Es gab die Vorstellung, die sich dann als total falsch erwies, dass Milošević nach ein paar Tagen Nato-Bombardement das Handtuch werfen würde, dass er sofort zurückrudern und sagen würde: Ich will es nicht eskalieren lassen.

Ich dachte, die Nato blufft nur, ich habe mich geirrt und muss jetzt zurück an den Verhandlungstisch.” Stattdessen währte das Bombardement nun schon Wochen. Nach und nach gingen der Nato die militärischen Ziele aus. So warfen die Jagdflugzeuge jetzt ihre Bomben auf die Donaubrücken in Novi Sad, sogar auf das Gebäude des staatlichen serbischen Fernsehens.

Wo sollte das enden? Einen Plan B gab es nicht. Die Nato hatte sich verspekuliert. Aber nicht nur sie, meint Wolfgang Petritsch, der damalige EU-Beauftragte: “Umgekehrt war Milošević möglicherweise überzeugt, die werden ein paar Tage bombardieren, und dann zerbricht die Nato oder es wird irgendein Kompromiss werden, aber nicht eben die Unterschrift, die man von ihm verlangt hat.” Eigentlich hätte es nach dem Willen der Nato-Strategen eine bloße “campaign” sein sollen, ein Feldzug allein in der Luft, bei dem die Nato-Truppen so gut wie kein Verlustrisiko eingingen.

Aber war das überhaupt möglich – diesen Krieg allein aus der Luft zu gewinnen? Während die Pazifisten immer lauter eine Waffenruhe forderten, erwogen die Bellizisten, allen voran der britische Premierminister Tony Blair, den Einsatz von Bodentruppen – eine gewagte Idee, zumal es für einen Kampfeinsatz der Nato zu Lande nicht einmal eine Planung gab.

Als der Krieg zu Ende ging Aber dann, als schon niemand mehr damit rechnete, ließ Slobodan Milošević doch erkennen, dass er einlenken würde. Das erste Signal erreichte die deutsche Bundesregierung am 1. Juni 1999, dem siebzigsten Tag des Bombardements.

  1. Warum Milošević am Ende doch die weiße Fahne hisste, ist bis heute nicht klar.
  2. War es die Drohung mit dem Einsatz von Bodentruppen? Petritsch, seinerzeit EU-Beauftragter für das Kosovo, hält einen anderen Grund für wahrscheinlich: “Ich glaube, es war so, dass letzten Endes Russland die entscheidende politische Macht gewesen ist damals, trotz der Schwäche, der militärischen, der wirtschaftlichen insbesondere.

Wir erinnern uns ja, dass Russland damals am Rande des Bankrotts dahingeschlittert ist und aus dem Grund wahrscheinlich eher mit dem Westen kooperativ gewesen ist und dann letzten Endes an Milošević das Signal gesendet hat: Pass auf jetzt, schau mal, wie du da rauskommst.” Ganz ohne diplomatischen Geleitschutz, so die plausible Vermutung, hätte der skrupellose, aber auch realistische Milošević sich mit der stärksten Militärmacht der Welt nun doch nicht angelegt.

  1. Nach achtundsiebzig Tagen war das Nato-Bombardement zu Ende.
  2. Jugoslawische Armee und serbische Polizei zogen sich aus dem Kosovo zurück.
  3. Die Nato marschierte ein und teilte die Provinz in fünf Besatzungszonen auf.
  4. Die zivile Verwaltung wurde den Vereinten Nationen übertragen.
  5. Ein restlos positives Fazit der Intervention mag der Brite Jamie Shea, damals Nato-Sprecher und Feindbild der Pazifisten, dennoch nicht ziehen: “Das Problem mit Luftangriffen ist: Wenn man sie entschlossen ausführt, richtet man enorme Schäden an – in der Wirtschaft, in der Gesellschaft, in der Zivilbevölkerung.

Wenn man den Regeln des Völkerrechts folgt, muss man die Luftstreitkräfte auf viel präzisere, vorsichtigere Weise einsetzen. Aber seien wir ehrlich: Das macht sie auch weniger effizient.” Ein ambivalentes Urteil gibt auch Wolfgang Petritsch ab, der als Vertreter der Europäischen Union bis zuletzt versucht hatte, die Nato-Intervention durch Verhandlungen abzuwenden.

Wer ist stärker Albanien oder Serbien?

Wir stellen auch einen ausführlicheren Klimavergleich beider Länder bereit. Klima.

Albanien Serbien
Rel. Luftfeuchtigkeit: 72 % 72 %
Regentage: 8,0 7,5
Sonnenstunden pro Tag: 5,9 6,0

Was hat die NATO im jugoslawienkrieg gemacht?

NATO: Sündenfall Jugoslawien? Am 24. März 1999 begannen 19 NATO-Mitgliedsstaaten mit 200 Flugzeugen, militärische und zivile Ziele in der damaligen Bundesrepublik Jugoslawien zu bombardieren. Zuvor waren Friedensverhandlung zwischen der jugoslawischen Führung, Vertretern der Kosovo-Albaner, westlichen und russischen Unterhändlern gescheitert.

  • Die NATO-Vertreter wollten die Regierung in Belgrad dazu zwingen, ihren Einsatz in der abtrünnigen Provinz Kosovo zu beenden und internationale Truppen ins Land zu lassen.
  • Die geforderten Zugeständnisse, wie eine freie Bewegung von NATO-Truppen in Jugoslawien, sah die Führung in Belgrad als unzumutbar an.

Hintergrund der Verhandlungen war der blutige Konflikt zwischen jugoslawischer Armee und Untergrundkämpfern der kosovarischen Freiheitsbewegung UÇK. Dabei soll es vonseiten jugoslawischer Truppen auch zu ethnischen Säuberungen an den Kosovo-Albanern gekommen sein.

Diese wollten die westlichen Unterhändler durch ein Abkommen stoppen, um ein “zweites Srebrenica” zu verhindern. In dem gleichnamigen Ort in Bosnien hatten im Juli 1995 ethnisch serbische Polizei- und Militäreinheiten einen heute gerichtlich bewiesenen Völkermord an bis zu 8.000 muslimischen Männern und Jungen begangen, ohne dass die in der Nähe stationierten UN-Blauhelmsoldaten eingegriffen hatten.

Einen erneuten Genozid zu verhindern war auch die Begründung der rot-grünen Bundesregierung für den Einsatz gegen Jugoslawien. Die Bundeswehr beteiligt sich im Rahmen der NATO-Angriffe zum ersten Mal seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges an einem Kampfeinsatz.

  • Jedoch hatte die NATO kein Mandat der Vereinten Nationen und es bestand auch kein Bündnisfall im Sinne der NATO-Verträge.
  • Völkerrechtlich ist der Einsatz in Jugoslawien deshalb höchst umstritten, sagt der Jurist Prof. Dr.
  • Wolff Heintschel von Heinegg.
  • Er lehrt unter anderem Europa- und Völkerrecht an der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt (Oder).

Heute im Osten: Die Bombardierung Jugoslawiens war die erste NATO-Operation ohne UN-Mandat. Das war damals bereits rechtlich umstritten. Wie fällt die Einschätzung heute aus? Wolff Heintschel von Heinegg: An der Einschätzung hat sich nicht allzu viel geändert.

Denn die vorherrschende Auffassung unter Völkerrechtlern und auch in der Politik ist die, dass eine humanitäre Intervention keine anerkannte Ausnahme vom Gewaltverbot der Charta der Vereinten Nationen sei. Es gibt aber immer wieder mal Ansätze, zum Beispiel auch der britischen Regierung mit Blick auf Syrien, bei denen dann die humanitäre Intervention wieder ins Spiel gebracht wird.

Da sind einige der Auffassung, es sei mittlerweile hinreichend Staatenpraxis vorhanden, so dass man von einer gewohnheitsrechtlichen Ausnahme ausgehen könne. Das ist aber eine Minderheitenmeinung. Das heißt, dass die NATO und damit auch die Bundeswehr völkerrechtswidrig einen Angriffskrieg durchgeführt haben? Das wäre die Mehrheitsmeinung, das stimmt.

Allerdings müssen wir folgendes bedenken: Die Situation im ehemaligen Jugoslawien war ja wirklich dergestalt, dass wir hier von systematischen ethnischen Säuberungen ausgehen mussten und das war ja auch damals unumstritten. Hätte man auf diese Situation nicht reagiert, dann wäre es wahrscheinlich zu schlimmeren Ausschreitungen gekommen und möglicherweise wären dann die Kosovo-Albaner zumindest im Überleben gefährdet gewesen.

Das ist ja auch der Grund, warum viele dann versucht haben, den Einsatz über Legitimitätsüberlegungen zu rechtfertigen. Sie müssen sich aber eins vor Augen halten: Wenn man Soldatinnen und Soldaten in einen Einsatz schickt und die Regierung sich nicht einmal ein kleines bisschen Mühe gibt, um eine völkerrechtliche Grundlage für einen solchen Einsatz anzubieten, dann ist das natürlich höchst bedenklich.

Der damalige Außenminister Joschka Fischer hat genauso wie der damalige Verteidigungsminister Rudolf Scharping immer wieder den Begriff der “humanitären Katastrophe” benutzt. Fischer bezog sich in seiner berühmten Kosovo-Rede sogar auf das Konzentrationslager Auschwitz. Hat man sich damit auch moralisch angreifbar gemacht, weil man in einem historischen Kontext argumentierte und nicht nur im speziellen Kontext des Kosovo? Das hat man ja versucht.

Man hat immer wieder betont, es handele sich um einen Einzelfall und nicht um einen Präzedenzfall. Allerdings haben wir dann zum Beispiel mit Blick auf die Russische Föderation gesehen, dass deren Regierung sich die Argumente des Kosovo-Einsatzes später zu Eigen gemacht hat und dann beispielsweise die Krim annektiert hat und sich sehr stark an den Feindseligkeiten in der Südostukraine beteiligt hat.

  • Das heißt, wenn man so etwas macht, dann muss man sich Klaren sein, dass andere Staaten das aufgreifen und auch für ihre Zwecke und Interessen verwenden.
  • Und das hat man damals einfach nicht bedacht.
  • Man war zu kurzsichtig und hat sich letztlich nicht allzu viel darum gekümmert.
  • Ann man aus dem Fall Jugoslawien heute dennoch etwas Positives ableiten? Etwa wie man künftig in ähnlichen Konflikten rechtlich und moralisch korrekt eingreifen könnte? Daran glaube ich nicht.

Wenn Sie mich das mal so salopp sagen lassen: Der Zug ist abgefahren, spätestens seit dem Libyeneinsatz. (internationaler Militäreinsatz in Libyen zur Einrichtung einer Flugverbotszone im Jahr 2011, Deutschland hat sich bei der Abstimmung im UN-Sicherheitsrat der Stimme enthalten.

Anm.d. Red.). Damals gab es zwar eine Resolution des UN-Sicherheitsrats, aber einige beteiligte Staaten haben davon sehr extensiv Gebrauch gemacht. Wir werden jedenfalls in absehbarer Zeit keine einheitliche Staatenpraxis haben, die auch die Russische Föderation oder die Volksrepublik China mit einbeziehen wird.

: NATO: Sündenfall Jugoslawien?

Hat Deutschland Kosovo geholfen?

Kosovo – Seit dem Ende des Kosovo -Krieges im Jahr 1999 hat die Bundesrepublik das Land mit fast einer halben Milliarde Euro unterstützt. Sie ist damit nach den USA der zweitgrößte bilaterale Geber. Für 2015 stellt allein das deutsche Entwicklungsministerium noch einmal 30 Millionen Euro bereit. Warum Hat Die Nato Serbien Angegriffen Bereits im November vergangenen Jahres wurde ein Programm zur Förderung der Jugendbeschäftigung gestartet. Deutschland unterstützt in Pristina eine Berufsschule mit dem Schwerpunkt Kfz-Handwerk. Der neu eingerichtete „Deutsche Informationspunkt für Migration, Ausbildung und Karriere” zeigt seit knapp drei Monaten legale Möglichkeiten auf, nach Deutschland zu kommen.

Hat Serbien den Krieg gewonnen?

Die jugoslawische Armee mit den serbischen Truppen schlug hart zurück; es herrschte Bürgerkrieg mit Tausenden Toten. Zehntausende Albaner mussten fliehen. Erst gut ein Jahr später, im Juni 1999, nahm der Krieg nach einem monatelangen NATO-Kampfeinsatz ein Ende.

War Deutschland am Jugoslawien Krieg beteiligt?

17 Jahre im Auslandseinsatz – Der Einsatz der Bundeswehr in Bosnien und Herzegowina war der erste Auslandseinsatz, der nach den Kriterien des Bundesverfassungsgerichts beschlossen wurde: Auf Grundlage des Bundestagsbeschlusses vom 30. Juni 1995 sowie der Externer Link: UN-Resolution 998 entsandte die Bundeswehr rund 1.700 Soldaten zur Unterstützung der Friedensmission UNPROFOR.

  • In Trogir an der kroatischen Küste wurde ein deutsch-französisches Feldlazarett eingerichtet, zudem setzte die Bundeswehr Aufklärungs- und Transportflugzeuge ein.
  • Der Einsatz begann am 8.
  • August 1995 und dauerte bis zum 19.
  • Dezember 1995. Am 14.
  • Dezember 1995 wurde in Paris ein Friedensvertrag unterzeichnet.

Das sogenannte Dayton-Abkommen beendete den Krieg im ehemaligen Jugoslawien. Der Frieden war jedoch brüchig und sollte militärisch durchgesetzt werden. Nachdem die Konfliktparteien der Entsendung einer multinationalen Friedenstruppe zustimmten, ermächtigte der UN-Sicherheitsrat die NATO im Dezember 1995 mit der Externer Link: Resolution 1031 zur Aufstellung der IFOR, an der sich die Bundeswehr nach erneuter Zustimmung des Bundestages wieder beteiligte.

  • In der Folge wurde das ursprüngliche Mandat mehrmals durch andere ersetzt.
  • So verabschiedete die UN im Dezember 1996 die Externer Link: Resolution 1088, um die Arbeit der NATO-Schutztruppe unter dem Namen SFOR (Stabilisation Force) fortzusetzen.
  • Im Dezember 2004 übernahm die Europäische Union mit der Operation Interner Link: EUFOR (European Union Force) ALTHEA die Führung der Militärmission.

Soldaten der EUFOR sind bis heute in dem Land stationiert. Im November 2012 beendete die Bundeswehr ihre Beteiligung an der EU-Militärmission in Bosnien und Herzegowina. Es war der bisher längste Auslandseinsatz in der Geschichte der Bundeswehr. Nach Angaben der Bundeswehr waren mehr als 63.000 deutsche Soldaten seit 1996 unter NATO-Kommando in Bosnien und Herzegowina sowie Kroatien im Einsatz, Externer Link: 19 verloren dabei ihr Leben,

Warum hat Deutschland Serbien bombardiert?

In den 1990er Jahren zerfällt Jugoslawien in gewalttätigen Auseinandersetzungen in fünf selbständige Staaten. Im Kosovo kämpfen seit 1997 bewaffnete Gruppen für die Unabhängigkeit von Serbien. Um serbische Übergriffe auf die dortige Bevölkerung und Vertreibungen zu beenden, beschließt die NATO 1999 Luftangriffe, an denen sich Deutschland beteiligt.

Wer hat Serbien im Krieg unterstützt?

Welche weiteren Akteure gibt es? – Russland unterstützt in der Auseinandersetzung seit langer Zeit die serbische Haltung. Kremlsprecher Dmitri Peskow sagte am 1.8.2022 in Moskau, man unterstütze die Regierung in Belgrad absolut. Die neuen Reiseregeln für im Kosovo lebende Serben bezeichnete er als unberechtigte Forderungen von kosovarischer Seite.

Serbiens Staatspräsident Aleksandar Vucic weiß, dass er sich in dieser Angelegenheit auf die Unterstützung des Kremls verlassen kann.2021 begleitete der russische Botschafter in Belgrad Serbiens Verteidigungsministers Dragan Sutanovac medienwirksam bei einem Besuch der Kasernen in der Grenzregion. In Brüssel sieht man die Einflussnahme Russlands – und neuerdings auch Chinas – in Serbien mit Argwohn.

Quelle: Clemens Verenkotte, fmay, dpa, AP, AFP

Wann wurde Serbien von NATO angegriffen?

Militäreinsatz – Der Deutsche Bundestag beschließt am 16. Oktober 1998, sich an einem möglichen NATO-Militäreinsatz zu beteiligen.79 Tage lang fliegen Kampflugzeuge der NATO im Frühjahr 1999 Luftangriffe auf Ziele in Serbien, darunter 14 deutsche Tornado-Flugzeuge – jedoch ohne ein Mandat des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen (UN).

Warum wurde Belgrad von der NATO bombardiert?

Lassen sich tonnenschwere Kampfjets mit Worten aufhalten? Am 23. März 1999 gegen 13:00 versucht es Wolfgang Petritsch ein letztes Mal. Der österreichische Spitzendiplomat sitzt im Belgrader Präsidentenpalast, vor ihm der später als Kriegsverbrecher angeklagte Slobodan Milošević. Warum Hat Die Nato Serbien Angegriffen Frühling 1999. Im Kosovo begehen serbische Paramilitärs und die jugoslawische Armee Massaker an ethnischen Albanern. Hunderttausende werden aus ihren Häusern vertrieben. Bilder von brennenden Dörfern, Flüchtlingstrecks und in Tücher gehüllten Leichen füllen die Zeitungen.

  1. Damals blickt die ganze Welt auf Österreichs unmittelbare Nachbarschaft.
  2. Jugoslawien, einst ein sozialistischer Vielvölkerstaat, zerbricht in blutigen Sezessionskriegen.
  3. Hunderttausende Tote, mehr als zwei Millionen Flüchtlinge: Eine solche Bilanz hat es in Europa seit Ende des Zweiten Weltkrieges nicht gegeben.
See also:  Ab Wann Erhalte Ich Rente Aus Österreich?

Die USA und die Europäische Union sind entschlossen: Das 20. Jahrhundert darf nicht mit einem weiteren Völkermord enden. Erst vier Jahre zuvor haben Blauhelme in Srebrenica tatenlos dabei zugesehen, wie bosnisch-serbische Milizen 8000 Männer und Buben töteten.

Diesen Fehler will man nicht wiederholen. Während die NATO mit Luftschlägen droht und im italienischen Aviano bereits die Kampfflugzeuge bereitstehen, versuchen drei Diplomaten ein letztes Mal, den Konflikt mit Worten zu lösen: der Russe Boris Majorski, der US-Amerikaner Christopher Hill und der Österreicher Wolfgang Petritsch.

Petritsch, ein gebürtiger Kärntner, hat als Bub mit seiner Großmutter Slowenisch gesprochen. „Für mich war es deswegen nicht so schwer, Serbokroatisch zu lernen”, sagt er heute. Sein letztes Gespräch mit Milošević beginnt er so: „Herr Präsident, ich war gestern mit dem Peter Handke zusammen.” Tatsächlich hat Petritsch den Abend davor in Chaville verbracht, einem Vorort von Paris.

  • Dort, in einem unverputzten Sandsteinhaus mit Garten, lebt der Schriftsteller Peter Handke, auch er ein Kärntner, aber anders als Petritsch nicht Diplomat, sondern bekennender Milošević-Anhänger.
  • Handke hat gekocht, wir haben getrunken und geredet”, erzählt Petritsch im Gespräch mit profil.
  • Der Dichter wettert gegen die „kriminelle” NATO, ziemlich emotional, wie Petritsch heute findet, aber auch ein bisschen naiv, weil er „naturgemäß keinen Schimmer” von den diplomatischen Abläufen hatte.

Petritsch kommt gerade aus Rambouillet, unweit Paris, wo Serben und Kosovo-Albaner in einem Schloss wochenlange Verhandlungen geführt haben – vergeblich. Die Delegationen weigerten sich sogar, an einem Tisch zu sitzen. Petritsch musste ihre jeweiligen Botschaften von einem Flügel des Schlosses in den anderen überbringen.

  1. Die Friedensverhandlungen scheitern an der Frage, ob einer NATO-geführten Friedenstruppe Bewegungsfreiheit in Jugoslawien ermöglicht wird.
  2. Belgrad wollte verhindern, dass der Kosovo unabhängig wird, wie zuvor schon Slowenien und Kroatien.
  3. Unter dem sozialistischen Langzeitpräsidenten Josip Tito war Kosovo eine autonome Provinz, nicht aber eine Teilrepublik gewesen, was den Gang in die Unabhängigkeit erschwerte.

Immerhin besaßen die Albaner Minderheitenrechte, durften ihre Sprache sprechen und genossen politische Repräsentation. Als Tito 1980 stirbt, gedeiht der Nationalismus.1989 entmachtet Milošević die Autonomie im Kosovo durch eine gewaltsame Verfassungsänderung.

In Schulen wird fortan Serbisch gesprochen, Albaner werden zu Bürgern zweiter Klasse degradiert. Nach Jahren des friedlichen Widerstandes tritt ab 1996 die UÇK auf den Plan, eine albanische Guerilla-Armee, die Attentate auf serbische Polizeistationen und vereinzelt auch Zivilisten verübt. Die Gewaltspirale beginnt sich zu drehen.

Als die internationale Gemeinschaft vermittelt, herrscht längst Bürgerkrieg. Als Petritsch Handke in Paris besucht, stehen die Bomben kurz bevor. Die beiden kennen sich seit 1980, als Petritsch, damals Sekretär von Bundeskanzler Bruno Kreisky, eine Lesung organisierte.

Im Lauf der nächsten Jahre wird sich Handke stark mit Serbien solidarisieren, aus Sicht seiner Kritiker auch Kriegsverbrechen bagatellisieren.2006 hält er auf dem Begräbnis von Milošević eine Rede und erklärt später, dieser Tag sei für ihn der Untergang Jugoslawiens gewesen. Doch der Vielvölkerstaat war bereits viel früher zerfallen, nicht zuletzt aufgrund des Nationalismus, den Milošević im Kosovo befeuerte.

Später klagte Handke, der Westen habe Serbien nicht richtig verstanden. Doch als Petritsch ihn im März 1999 fragt, ob sie gemeinsam nach Belgrad fliegen wollen, um Milošević vom Frieden zu überzeugen, sagt er ab. Petritsch erwähnt Handke bei den letzten Verhandlungen trotzdem, in der Hoffnung, damit Sympathien bei Milošević zu wecken.

Doch die Zeichen stehen auf Krieg. Am 24. März gegen 15:00 packt Petritsch als letzter ausländischer Diplomat seine Koffer. „Persönlich konnte ich mir nicht vorstellen, dass bombardiert wird”, sagt er: „Ich dachte, ich bin übermorgen wieder da.” Es kommt anders. Mitten auf der Autobahn, eine Stunde vor Wien, erfährt Petritsch aus dem Radio von den Luftschlägen, die um 19:45 Uhr beginnen sollen.

In seinen Memoiren schreibt er, dass dieser Moment für ihn auch ein „persönliches Scheitern” war. Als Student hatte Petritsch gegen Vietnam protestiert, einen Krieg, der weit weg war. Jetzt fand einer vor der eigenen Haustür statt, in der Stadt, in die er 1997 als österreichischer Botschafter entsandt worden war.

  • Bomben auf Belgrad – schon wieder.
  • Belgrad war im April 1941 von Hitlers Luftwaffe bombardiert worden.50 Jahre später ist es ein Bündnis aus westlichen, demokratischen Staaten, angeführt von den USA.
  • Auch die deutsche Bundeswehr beteiligt sich – zum ersten Mal seit 1945.
  • Aleksandar Vučić, damals Informationsminister und heute Präsident Serbiens, sprach wortwörtlich von „Nazi-Praktiken”, eine unmissverständliche historische Parallele.

„Am Ende haben sich beide Seiten verschätzt”, glaubt Petritsch. Die NATO hoffte, dass Milošević nach wenigen Tagen das Handtuch werfen würde. In Belgrad glaubte man dasselbe von der anderen Seite. Am Ende dauerte der Luftkrieg 78 Tage. Der systematischen Vertreibung der Albaner setzte er freilich nicht sofort ein Ende. Warum Hat Die Nato Serbien Angegriffen Für Europa bedeutete die Intervention nicht nur eine moralische, sondern auch eine völkerrechtliche Zäsur. Es war der erste Krieg, der nicht im Namen nationaler Interessen, sondern im Namen von Werten geführt wurde. Deutschlands Kanzler Gerhard Schröder sprach von einer „humanitären Intervention”, US-Präsident Bill Clinton vom Schutz unschuldiger Menschen.

  • Völkerrechtlich wirft das Erbe der NATO-Bomben bis heute einen Schatten auf das Friedensprojekt Europa.
  • Dem Militäreinsatz fehlte die rechtliche Legitimation, konkret ein Mandat des UN-Sicherheitsrates.
  • Die Veto-Mächte China und Russland hätten der Intervention niemals zugestimmt.
  • Rechtlich war das eine schwierige Situation”, erinnert sich Werner Fasslabend, damals österreichischer Verteidigungsminister.

Fragt man Fasslabend heute, warum er für den Einsatz war, erzählt er eine Geschichte vom Sommer 1990. Damals, wenige Monate vor seiner Angelobung, trat er eine private Balkanreise an. „Ich bin mit dem Gefühl zurückgekehrt, dass eine Krise kurz bevorsteht”, sagt er im Gespräch mit profil.

  • An seinem ersten Tag als Verteidigungsminister drückte Fasslabend seinem Kabinettschef eine Liste mit Zielen in die Hand.
  • Ganz oben stand: „Vorbereitungen auf eine Krise in Jugoslawien.” Österreich, seit dem Staatsvertrag von 1955 zu Neutralität verpflichtet, war und ist bis heute kein NATO-Mitglied.

Anders als Italien oder Deutschland konnte es sich somit nicht am Einsatz beteiligen. Die Republik verweigerte NATO-Flugzeugen sogar, über ihren Luftraum zu fliegen. Faruk Ajeti, wissenschaftlicher Mitarbeiter am österreichischen Institut für internationale Politik (oiip) hat seine Dissertation über die Rolle des Kosovo in der österreichischen Außenpolitik geschrieben.

Wiens damalige Position bezeichnet er als ambivalent: „Einerseits hat Österreich keine Überflugs-Genehmigung erteilt, anderseits hat es als EU-Mitgliedstaat die Luftschläge politisch mitgetragen.” In Österreich löste der Kosovo auch eine verfassungsrechtliche Debatte aus. Die zentrale Frage lautete: Wie glaubwürdig ist unsere Neutralität, wenn in unmittelbarer Nachbarschaft Hunderttausende vertrieben werden? Während die Sozialdemokraten auf die Neutralität pochten, forderte die ÖVP, diese den „Begebenheiten” anzupassen.

Bereits im Juni 1998 erklärte der damalige Außenminister und Vizekanzler Wolfgang Schüssel in einem Interview: „Wir wissen, dass niemand neutral bleiben kann im Konflikt zwischen dem Feuer und der Feuerwehr.” Mit „Feuer” war das Regime von Milošević gemeint, mit „Feuerwehr” die NATO.

War Österreich je neutral in diesem Konflikt? Ja, sagt Ex-Verteidigungsminister Fasslabend, man habe weder am Krieg teilgenommen noch Truppenstützpunkte fremder Staaten akzeptiert. Nein, meint Faruk Ajeti vom oiip: „Österreich war bei den Jugoslawienkriegen nie neutral, sondern immer auf der Seite der Opfer.

Es hat ein Konsens geherrscht, dass Menschenrechtsverletzungen niemals innere Angelegenheit eines Staates sein können.” Am 9. Juni 1999 lenkte Milošević auf Druck Russlands ein und zog seine Truppen aus dem Kosovo ab. Seitdem wächst in Belgrad und Pristina eine Generation mit diametral verschiedenen Erzählungen heran. Warum Hat Die Nato Serbien Angegriffen © Google Maps Die “Operation Allied Force” spaltete die internationale Politik. Für Belgrad waren die Bomben nicht Rettung, sondern Niederlage. Die NATO gilt als Aggressor, der Serbien den Kosovo unrechtmäßig entrissen hat. „Die NATO-Bombardierung war für viele Serben die erste und einzige Kriegserfahrung im Lauf des Jugoslawienkrieges”, sagt die Osteuropa-Historikerin Elisa Satjukow von der Universität Leipzig.

Satjukow hat eine serbische Erfahrungsgeschichte der Bombardierung geschrieben und dafür Tagebücher, Internet-Quellen und Zeitungen ausgewertet. In ihrem neuen Buch „Die andere Seite der Intervention” beschäftigt sie sich mit der Frage, wie die serbische Bevölkerung diese 78 Tage erlebt hat. Blickt man heute auf die Ereignisse von damals zurück, dann denkt man an zerbombte Gebäude, an die zerstörte Donaubrücke in Novi Sad oder orange-rötliche Flammen am schwarzen Himmel.

In ihrem Buch fängt Satjukow eine Alltagsgeschichte des Ausnahmezustandes ein. Da ist von Nachbarn die Rede, die in Luftschutzbunkern und Tiefgaragen zusammenrücken, von Menschen, die Konserven und Salami horten oder zu ihrer Familie aufs Land flüchten.

Aber auch von Demonstrierenden, die sich das Wort „Target” auf die Brust pinnen. Die Osteuropa-Historikerin schreibt von Restaurants, die mit Preissenkungen locken, aber dennoch leer bleiben, von Stromausfällen, dem Zusammenbruch der Müllabfuhr und abgekochtem Wasser mit Zitronensaft. In diese Anekdoten des Alltags mischt sich die existenzielle Angst, von einem Granatsplitter getroffen zu werden.

So wie die erst drei Jahre alte Milica Rakić am 17. April 1999. Oder eine Kolonne albanischer Flüchtlinge im Kosovo, die versehentlich getroffen wird. Die NATO erklärt diese zivilen Opfer zu Kollateralschäden. Ursprünglich hatte die NATO angekündigt, wie ein Chirurg vorzugehen und Raketen mittels lasergesteuerter Technologie in militärstrategische Ziele zu lenken.

Doch um den Druck auf Milošević zu erhöhen, ging das Bündnis immer weiter in Richtung Eskalation. Nicht nur Kasernen, Ölraffinerien und Brücken wurden zerstört, sondern auch zivile Gebäude, darunter die chinesische Botschaft in Belgrad. „Es hat damals geheißen, dass die Botschaft zufällig getroffen wurde, weil das Gebäude nicht in den Karten eingezeichnet war”, sagt Ex-Verteidigungsminister Fasslabend.

Rückblickend bezeichnet er es als Fehler, westliche Botschafter Militärziele definieren zu lassen. „Für mich war das Ausdruck einer amateurhaften Vorgangsweise”, so Fasslabend. Die Osteuropa-Historikerin Satjukow stellt sich heute die Frage, welches politische Erbe die Bomben hinterlassen haben.

Seit dem Machtantritt des amtierenden Präsidenten Aleksandar Vučić und seiner rechtskonservativen Serbischen Fortschrittspartei beobachtet sie ein Wiederaufleben der Gedenkkultur, aber auch eine Diskursverschiebung im Sinne eines nationalen Opfermythos. Das beginne schon bei den Zahlen, so Satjukow: „Sie liegen seit vielen Jahren schwarz auf weiß auf dem Tisch, werden in Serbien aber nicht kommuniziert.” Laut dem Humanitarian Law Center, einer Nichtregierungsorganisation mit Sitz in Belgrad und Pristina, starben 454 Zivilisten an den NATO-Bomben und ihren Folgen.

Die serbische Regierung spricht von mindestens 2500 Opfern. Die Intervention wird als Angriff auf das serbische Volk dargestellt, obwohl im Kosovo mehr zivile Opfer zu beklagen waren. In der Aufarbeitung des Konflikts, so Satjukow, helfe die Opferkonkurrenz nicht weiter: „Leid lässt sich nicht messen”, sagt sie, „aber abseits einer individuellen Bewältigung der Traumata muss es endlich auch eine juristische und gesellschaftliche Aufarbeitung geben.

Die Debatte, was sich im Kosovo abgespielt hat, wird in Serbien bis heute nicht geführt.” Ähnlich argumentiert Faruk Ajeti vom oiip: „Die serbische Politik tendiert dazu, über den NATO-Angriff als isoliertes Ereignis zu sprechen, verliert aber kein Wort darüber, was ihn überhaupt ausgelöst hat.” Hier eine winkende Clinton-Statue und Jubel, dort Anti-NATO-Protestzüge und Trauer.

Am 9. Juni, wenn sich die Welt an das Ende des ersten NATO-Krieges erinnern wird, werden Belgrad und Pristina wieder wie zwei weit entfernte Planeten erscheinen. Dabei trennen sie nur 520 Kilometer. Warum Hat Die Nato Serbien Angegriffen schreibt seit 2021 im Außenpolitik-Ressort. Studium Zeitgeschichte und Journalismus in Wien. Schwerpunkt Südosteuropa / Balkan.

Hat die NATO Kriege geführt?

Neue NATO: die ersten Kriege Uli Cremer Vom Militär- zum KriegspaktMit einem Vorwort von Hans-Christian Ströbele 218 Seiten | 2009 | EUR 16.80 | sFr 29.50 ISBN 978-3-89965-314-4 Kurztext: Im Frühjahr 2009 feiert die NATO ihren 60. Geburtstag. Die internationale Friedensbewegung hat bereits zu Protesten aufgerufen.

Uli Cremer beschreibt den Weg der NATO vom weltweit führenden Militär- zum Kriegspakt. Inhalt & Leseprobe: 158 K Die NATO ist nach 60 Jahren keineswegs am Ende. Statt 16 Mitgliedern 1990 wird sie 2009 mindestens 28 haben. Mit vielen weiteren Ländern ist sie militärisch verbündet. Denn nach dem Ende des Kalten Krieges erwies sich die NATO als wandlungsfähiger Militärpakt.

Während ihre Gegenspielerin, die Warschauer Vertragsorganisation, sich auflöste, erfand die NATO sich neu. Bereits Anfang der 1990er Jahre entwickelte sie eine Strategie, die sie fit für die neue Epoche machte. Die Neue NATO war von vornherein auf konkrete Kriegsführung angelegt.

  • Inzwischen kämpfen über 50.000 NATO-Soldaten, darunter 4.500 Angehörige der Bundeswehr, in Afghanistan.
  • Ihren ersten Angriffskrieg hatte die NATO 1999 gegen Jugoslawien geführt – ohne Mandat des UN-Sicherheitsrats.
  • Uli Cremer zeigt beängstigende Entwicklungen auf.
  • Die NATO scheint bedrohlicher, als sie es in Zeiten des Kalten Krieges je war.

Das Buch ist ein Standardwerk über die NATO. Man muss nicht die Wertungen, Schlussfolgerungen und Prognosen teilen, aber für alle Friedensbewegten, die sich kritisch mit Bundeswehr und NATO auseinandersetzen wollen, ist das Buch ein Muss. Nach der Lektüre,

Inhaltsübersicht (ein detailliertes Inhaltsverzeichnis und Leseproben gibt es in der pdf-Datei): Vorwort von Hans-Christian StröbeleEinleitungKapitel 1: Ein wandlungsfähiger MilitärpaktKapitel 2: Der Bosnien-KriegKapitel 3: Der Kosovo-KriegKapitel 4: Der Afghanistan-KriegKapitel 5: Das Verhältnis zwischen NATO und EUKapitel 6: Das Verhältnis NATO – RusslandKapitel 7: Zukunftsfragen und Alternativen (Punkt 8. Ausblick)

Über den Autor : Uli Cremer war als GRÜNER Friedenspolitiker bis 1999 Sprecher des Fachbereichs Außenpolitik, gründete die GRÜNE Anti-Kriegsinitiative gegen den Kosovo-Krieg und organisierte gemeinsam mit Christian Ströbele und Annelie Buntenbach den parteiinternen Widerstand gegen den Kriegskurs.

Hat NATO Jugoslawien bombardiert?

NATO: Sündenfall Jugoslawien? Am 24. März 1999 begannen 19 NATO-Mitgliedsstaaten mit 200 Flugzeugen, militärische und zivile Ziele in der damaligen Bundesrepublik Jugoslawien zu bombardieren. Zuvor waren Friedensverhandlung zwischen der jugoslawischen Führung, Vertretern der Kosovo-Albaner, westlichen und russischen Unterhändlern gescheitert.

  1. Die NATO-Vertreter wollten die Regierung in Belgrad dazu zwingen, ihren Einsatz in der abtrünnigen Provinz Kosovo zu beenden und internationale Truppen ins Land zu lassen.
  2. Die geforderten Zugeständnisse, wie eine freie Bewegung von NATO-Truppen in Jugoslawien, sah die Führung in Belgrad als unzumutbar an.

Hintergrund der Verhandlungen war der blutige Konflikt zwischen jugoslawischer Armee und Untergrundkämpfern der kosovarischen Freiheitsbewegung UÇK. Dabei soll es vonseiten jugoslawischer Truppen auch zu ethnischen Säuberungen an den Kosovo-Albanern gekommen sein.

Diese wollten die westlichen Unterhändler durch ein Abkommen stoppen, um ein “zweites Srebrenica” zu verhindern. In dem gleichnamigen Ort in Bosnien hatten im Juli 1995 ethnisch serbische Polizei- und Militäreinheiten einen heute gerichtlich bewiesenen Völkermord an bis zu 8.000 muslimischen Männern und Jungen begangen, ohne dass die in der Nähe stationierten UN-Blauhelmsoldaten eingegriffen hatten.

Einen erneuten Genozid zu verhindern war auch die Begründung der rot-grünen Bundesregierung für den Einsatz gegen Jugoslawien. Die Bundeswehr beteiligt sich im Rahmen der NATO-Angriffe zum ersten Mal seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges an einem Kampfeinsatz.

Jedoch hatte die NATO kein Mandat der Vereinten Nationen und es bestand auch kein Bündnisfall im Sinne der NATO-Verträge. Völkerrechtlich ist der Einsatz in Jugoslawien deshalb höchst umstritten, sagt der Jurist Prof. Dr. Wolff Heintschel von Heinegg. Er lehrt unter anderem Europa- und Völkerrecht an der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt (Oder).

Heute im Osten: Die Bombardierung Jugoslawiens war die erste NATO-Operation ohne UN-Mandat. Das war damals bereits rechtlich umstritten. Wie fällt die Einschätzung heute aus? Wolff Heintschel von Heinegg: An der Einschätzung hat sich nicht allzu viel geändert.

Denn die vorherrschende Auffassung unter Völkerrechtlern und auch in der Politik ist die, dass eine humanitäre Intervention keine anerkannte Ausnahme vom Gewaltverbot der Charta der Vereinten Nationen sei. Es gibt aber immer wieder mal Ansätze, zum Beispiel auch der britischen Regierung mit Blick auf Syrien, bei denen dann die humanitäre Intervention wieder ins Spiel gebracht wird.

Da sind einige der Auffassung, es sei mittlerweile hinreichend Staatenpraxis vorhanden, so dass man von einer gewohnheitsrechtlichen Ausnahme ausgehen könne. Das ist aber eine Minderheitenmeinung. Das heißt, dass die NATO und damit auch die Bundeswehr völkerrechtswidrig einen Angriffskrieg durchgeführt haben? Das wäre die Mehrheitsmeinung, das stimmt.

Allerdings müssen wir folgendes bedenken: Die Situation im ehemaligen Jugoslawien war ja wirklich dergestalt, dass wir hier von systematischen ethnischen Säuberungen ausgehen mussten und das war ja auch damals unumstritten. Hätte man auf diese Situation nicht reagiert, dann wäre es wahrscheinlich zu schlimmeren Ausschreitungen gekommen und möglicherweise wären dann die Kosovo-Albaner zumindest im Überleben gefährdet gewesen.

Das ist ja auch der Grund, warum viele dann versucht haben, den Einsatz über Legitimitätsüberlegungen zu rechtfertigen. Sie müssen sich aber eins vor Augen halten: Wenn man Soldatinnen und Soldaten in einen Einsatz schickt und die Regierung sich nicht einmal ein kleines bisschen Mühe gibt, um eine völkerrechtliche Grundlage für einen solchen Einsatz anzubieten, dann ist das natürlich höchst bedenklich.

Der damalige Außenminister Joschka Fischer hat genauso wie der damalige Verteidigungsminister Rudolf Scharping immer wieder den Begriff der “humanitären Katastrophe” benutzt. Fischer bezog sich in seiner berühmten Kosovo-Rede sogar auf das Konzentrationslager Auschwitz. Hat man sich damit auch moralisch angreifbar gemacht, weil man in einem historischen Kontext argumentierte und nicht nur im speziellen Kontext des Kosovo? Das hat man ja versucht.

Man hat immer wieder betont, es handele sich um einen Einzelfall und nicht um einen Präzedenzfall. Allerdings haben wir dann zum Beispiel mit Blick auf die Russische Föderation gesehen, dass deren Regierung sich die Argumente des Kosovo-Einsatzes später zu Eigen gemacht hat und dann beispielsweise die Krim annektiert hat und sich sehr stark an den Feindseligkeiten in der Südostukraine beteiligt hat.

  • Das heißt, wenn man so etwas macht, dann muss man sich Klaren sein, dass andere Staaten das aufgreifen und auch für ihre Zwecke und Interessen verwenden.
  • Und das hat man damals einfach nicht bedacht.
  • Man war zu kurzsichtig und hat sich letztlich nicht allzu viel darum gekümmert.
  • Ann man aus dem Fall Jugoslawien heute dennoch etwas Positives ableiten? Etwa wie man künftig in ähnlichen Konflikten rechtlich und moralisch korrekt eingreifen könnte? Daran glaube ich nicht.

Wenn Sie mich das mal so salopp sagen lassen: Der Zug ist abgefahren, spätestens seit dem Libyeneinsatz. (internationaler Militäreinsatz in Libyen zur Einrichtung einer Flugverbotszone im Jahr 2011, Deutschland hat sich bei der Abstimmung im UN-Sicherheitsrat der Stimme enthalten.

Anm.d. Red.). Damals gab es zwar eine Resolution des UN-Sicherheitsrats, aber einige beteiligte Staaten haben davon sehr extensiv Gebrauch gemacht. Wir werden jedenfalls in absehbarer Zeit keine einheitliche Staatenpraxis haben, die auch die Russische Föderation oder die Volksrepublik China mit einbeziehen wird.

: NATO: Sündenfall Jugoslawien?